Ehepaar auf Abwegen, 40. Teil

Kommentar   1

Ehepaar auf Abwegen, 40. Teil
Damals (März 2005)
Fortsetzung, autobiographischer Inhalt
… „Darf ich eine Frage stellen, Clara, zu einem aktuellen Thema, das uns betrifft?“ Sandra sah die Psychotherapeutin an. Es war ihr letzter Termin vor den Osterferien, die einige Tage später losgehen sollten.
… Clara Millstedt bemerkte ein etwas geändertes Verhalten beim Ehepaar Berlinghoff, es war sichtbar, dass die beiden gestritten hatten. Sie musste schmunzeln, denn noch vor kurzer Zeit hatten beide versichert, dass so etwas bei ihnen nie vorkommen würde. Aber Clara war darüber auch sehr beruhigt, denn Streit war unabdingbar, auch in einer guten Ehe. Wie sonst sollten die Ehepartner eine gesunde Streitkultur entwickeln und ihren Kiindern weitervermitteln? Sie hatte ihnen ja prophezeit, dass es sehr wahrscheinlich nicht ohne Streit gehen würde, und relativ schnell hatte sie Recht behalten.
… Sandra und Marco saßen wie immer auf dem ‚Liebes- und Versöhnungssofa‘, allerdings hielten sie jetzt einen Meter Abstand und berührten einander nicht.
… Clara schmunzelte erneut. Manchmal musste es so laufen. „Natürlich, Sandra, dafür bin ich schließlich da. Also, schießen Sie los.“
… Sandra fasste sich ein Herz: „Wir wollten am kommenden Sonntag nach Norwegen fliegen, zu Ingrid, Marcos Schwester. Sie und ihr Mann Lars haben uns über Ostern eingeladen. Wir werden ihre Tocchter Heidrun zum ersten Mal sehen, sie ist jetzt fünfzehn Monate und es wird langsam Zeit, dass wir sie kennenlernen. Aufgrund unserer Turbulenzen haben wir sie im letzten Jahr nicht besucht, aber das holen wir jetzt nach. Es ist alles gebucht und vorgestern kam Marco daher und hat mir mitgeteilt, dass er nicht mitfliegen kann. Jetzt bin ich total sauer.“
… „Seit wann ist das denn ein Streitpunkt, Sandra?“
… „Naja, eben seit vorgestern, seit Marco das gesagt hat.“
… „Das heißt im Klartext, Sie haben zwei Nächte im Streit verbracht? Wie haben Sie denn geschlafen und, zweite Frage, haben Sie einander berührt, im Arm gehalten oder dergleichen?“
… Marco meldete sich als Erster: „Seither haben wir uns nicht mehr angerührt. Ich habe es versucht, aber Sandra hat sich mir entzogen. Ich finde das Ganze wirklich dumm. Sandra weiß doch, wie extrem wichtig das Umstrukturierungsprojekt für die Waldenfels-Gruppe ist. Schließlich arbeitet sie selbst dort.“
… „Ja, Marco. Ich habe akzeptiert, dass du dich einige Wochen lang Tag und Nacht für das Projekt eingesetzt hast, so wie deine Mitarbeiter. Aber du hast gesagt, dass nach der Aufsichtsratssitzung wieder normale Verhältnisse einkehren.“
… „Das stimmt“, musste er zugeben, „aber ich habe nicht ahnen können, dass der Aufsichtsrat zusätzliche Unterlagen verlangen würde. Dafür haben wir bis zum fünften April Zeit. Also müssen wir weiterarbeiten, es hilft halt nichts. Aber ich habe dir ja schon versprochen, dass es danach wieder normal laufen wird.“
… „Aber was ist dein Versprechen wert, wenn du es nicht einhalten kannst?“
… Marco gab darauf keine Antwort, sondern blickte hilfesuchend auf die Therapeutin.
… Die blickte von ihm zu Sandra und dann wieder zurück. Und dann begann sie schallend zu lachen. Sie hatte nicht lange nachgedacht, für sie schien die Sachlage klar.
… Sandra und Marco sahen Clara entgeistert an. Sie kämpften mit dem ersten schwereren Problem, seit sie wieder zusammengekommen waren, und ihre Therapeutin lachte. Sie lachte! Das schien total verrückt.
… „Warum lachen Sie denn, Clara“, fragte Marco nach einer kleinen Weile.
… „Weil ich Ihren Streit super finde. Er kommt gerade richtig.“ Zwei Augenpaare starrten sie an. „Sehen Sie, Sandra, als wir über Respekt und Streit sprachen, sagten Sie, dass Sie beide einfach nicht mehr streiten würden. Dieser hehre Vorsatz ist aber in der Realität nicht zu verwirklichen. Streit kommt und geht, in jeder wie immer gearteten Gruppierung von Menschen, also auch in der Ehe.“
… „Nun ja“, meinte Sandra verlegen, dann schwieg sie.
… Clara fuhr fort: „Marco hat sich realistischer geäußert, er meinte, ein Limit sei gut, wie oft Sie im Monat streiten dürften. Ich habe das für nicht so schlecht befunden und gesagt, dass wir uns einfach anschauen, was die Zukunft bringt.“
… „Ganz richtig“, sagte Marco, „bisher haben wir nie gestritten. Jetzt haben wir so einen Fall. Aber wie lösen wir ihn?“
… „Langsam“, mahnte die Therapeutin, „wir sind noch bei der Analyse. Der Vorwurf kommt von Ihnen, Sandra, also frage ich Sie: Sie sind sauer, weil Ihr Mann es für wichtiger erachtet, zu arbeiten als mit Ihnen nach Norwegen zu fliegen?“
… „Ja, aber nicht nur deswegen. Seit Wochen hat er kaum Zeit für die Familie, weil sein Job Vorrang hat.“
… Jetzt warf Marco ein: „Aber ich war mit euch im Erlenhof und ihr habt es genossen. Und ich habe gesagt, dass ich über die Feiertage nach Norwegen komme, nur eben kürzer.“
… „Stimmt das, Sandra?“ Die Therapeutin runzelte ganz leicht ihre Stirn, und als Sandra nickte, setzte sie fort: „Das wäre doch vielleicht gar kein dummer Kompromiss. Aber zunächst an Sie beide: Sie berühren einander seit zwei Tagen nicht, gehen sich aus dem Weg, haben also auch keinen Sex …“
… „Wir haben nicht nur keinen Sex in den letzten beiden Tagen, wir hatten wenig Sex die ganze letzte Zeit“, wurde sie von Sandra unterbrochen.
… „Ganz richtig ist das nicht, Sandra“, meldete sich Marco, „unser Sex im Erlenhof war doch wunderbar und erst letzten Samstag hat’s ordentlich gekracht, nachdem du mir deine neuen Dessous vorgeführt hast, oder etwa nicht?“
… Clara Millstedt lächelte. Solche Momente in ihren Therapiesitzungen liebte sie. Es ging darum, die Ehepartner selbst erkennen zu lassen, wo sie sich gedanklich verrannt hatten. „Nun, Sandra, hat Ihr Mann Recht?“
… „Klar hat er Recht, Clara. Der Sex mit ihm ist immer super. Und ganz besonders im Erlenhof und letzten Samstag.“ Immerhin war Sandra ehrlich und das war ein gutes Zeichen, fand die Therapeutin.
… „Na also. Was ist beim Sex dann das konkrete Problem?“
… „Unter der Woche sehe ich meinen Mann kaum und ich fühle mich entsetzlich einsam. Ja, ich habe meine Kjinder um mich, aber wenn die schlafen, bin ich allein. Ich versuche, mich mit Arbeit abzulenken. Aber ganz ehrlich, seit letztem Samstag haben wir keinen Sex mehr gehabt.“
… Clara wirkte sehr zufrieden: „Wir nähern uns jetzt dem wesentlichen Punkt“, sagte sie, „deshalb, Sandra, noch eine Frage: Sie haben vor Jahren festgelegt, dass Zeit für die Familie Vorrang haben muss vor dem Job. Haben Sie das immer gut leben können?“
… Kurz dachte Sandra nach: „Ja, fast immer. Manchmal kam es vor, dass Marco beruflich sehr eingespannt war, meist bei IT-Umstellungen oder Organisationsänderungen.“
… „Okay“, dehnte die Psychotherapeutin, „das leuchtet ein und klingt plausibel. Was ist denn jetzt beim Waldenfels-Projekt anders?“
… Sandra schwieg jetzt und starrte Clara an. Ja, was war eigentlich anders?
… Marco hatte gespannt zugehört. Er würde erst später verstehen, dass Clara seine Ehefrau zu einem bestimmten Punkt des Erkennens bringen wollte. Jetzt verfolgte er das Zwiegespräch ohne zu ahnen, worauf Clara hinauswollte.
… „Ich weiß echt nicht“, ließ sich Sandra nun vernehmen, „vielleicht ist das Projekt bei Waldenfels noch zeitintensiver als Marcos bisherige Projekte. Aber ich glaube, dass wir weniger vögeln als früher.“
… „Sehr schön, meine Liebe, jetzt haben wir zwei klare Punkte auf dem Tisch. Möchten Sie Ihrer Frau darauf antworten, Marco?“
… Marco sah seine Frau an: „Du hast in beiden Punkten Recht, mein Liebling. Die Umstrukturierung bei Waldenfels ist das größte Projekt, das ich je in meinem Leben hatte. Im Prinzip läuft es gut, aber ich grüble immer wieder nach, ob wir mit unseren Konzepten richtig liegen. Immerhin geht es um das Wohl und Wehe von über 15.000 Familien. Das zehrt manchmal gewaltig an mir.“
… „Ach Marco.“ Sandras Gefühle kamen mit Macht zum Vorschein. „Warum hast du mir das nie gesagt?“
… „Ich wollte dich nicht verunsichern, mein Liebling. Ich bin ja selbst manchmal unsicher genug.“
… „Trotzdem, so etwas solltest du mir sagen.
… „Versprochen, meine Liebste. Und zu deinem zweiten Punkt: Ja, wir vögeln zu wenig. Viel zu wenig gegenüber dem, was wir gewohnt sind. Ich bin nur ziemlich ausgelaugt im Moment. Ich bemühe mich, soweit es geht, bitte versteh‘ das.“
… „Natürlich verstehe ich das, mein Liebster. Immerhin haben wir einige tolle Momente erlebt.“
… Die Psychotherapeutin hatte still zugehört. Wieder einmal hatte sie richtig gelegen. Wie erwartet, bewegte sich ihr Vorzeigeehepaar von selbst auf die Lösung zu. Aber sie musste sich jetzt einschalten: „Bisher ist Ihr Gespräch gut gelaufen, meine Lieben, ganz intuitiv. Das zeigt mir wieder einmal, dass Sie füreinander geschaffen sind, wie ich das selten bei einem anderen Paar erlebt habe. Unsicherheit im Beruf, bei wichtigen Themen, Marco, ist keine Schande, es macht Sie menschlich. Und für Ihren Seelenfrieden ist wichtig, darüber zu sprechen. Mit wem ginge das besser als mit Ihrer Ehefrau? Sandra ist stark, sie verkraftet so etwas. Also erzählen Sie ihr Ihre Zweifel, es wird Sie noch mehr zusammenschmieden. Und vielleicht kommt dann ein solcher Streit, wie wir ihn gerade schlichten, erst gar nicht auf.“
… Etwas verlegen war Marco schon, als er nun sagte, dass er sich künftig daran halten würde.
… Nun kam die Therapeutin auf die Argumente zu sprechen, die den ehelichen Sex betrafen. „Sie haben tolle Momente beim Sex mit Ihrem Mann erlebt, Sandra. Ich wiederhole nur Ihre eigenen Worte.“
… „Ja, das stimmt“, erwiderte sie.
… „Wenn ich Sie also richtig verstehe, geht es Ihnen nicht um die Qualität, sondern um die Quantität in Ihrem Sexleben, die Ihnen nicht ausreicht?“
… Sandra sah die Therapeutin an: „Ja, Clara“, gab sie schließlich zu.
… „Und?“ Die Therapeutin artikulierte sehr deutlich. „Glauben Sie nicht, dass Ihr Mann Ihren gemeinsamen Sex ebenso liebt wie Sie? Dass er nicht aus Absicht zu wenig Sex mit Ihnen hat? Dass Sie ihm etwas vorwerfen, was er im Moment nicht in der Hand hat?“
… Sandra wirkte etwas betroffen: „Hm, ja …“, begann sie, dann blieb sie still.
… Clara setzte nach: „Bevor wir das Thema Sex zu Ende führen, nochmals zum Job Ihres Mannes, Sandra. Es ist ein hoher Posten, ein sehr verantwortungsvoller, habe ich Recht?“
… Sandra nickte bestätigend und die Psychotherapeutin redete gleich weiter: „Ein Job, der Phasen mit erheblichem Zeiteinsatz erforderlich macht, in denen man nicht anders kann, als weniger Zeit für seine Familie aufzubringen. Phasen, in denen der Job absoluten Vorrang genießen muss. Das kennen Sie doch, Marco arbeitet schließlich nicht in einem Amt.“
… Unbehaglich wetzte Sandra ihren Hintern auf dem Sofa hin und her. Aber schon fuhr Clara fort: „Andererseits wird Ihr Mann von Waldenfels sehr gut bezahlt, sogar so gut, dass Sie zum ersten Mal, seit Sie beide im Beruf stehen, nennenswerte Beträge auf die Seite legen können. Ich nehme an, Sie haben das gemeinsam bedacht, bevor Marco zugesagt hat, den Job anzunehmen.“
… Sandra sah sie an und wollte jetzt etwas erwidern, aber Marcos ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden kam ihr zuvor: „Jetzt tun Sie Sandra unrecht, Clara. Ich habe bei Waldenfels angeheuert, als Sandra und ich getrennt waren. Sie war in diese Entscheidung nicht involviert, ich habe sie nicht gefragt. Als wir im letzten Jahr wieder zusammengekommen sind, war es für sie eine vollendete Tatsache.“
… Clara lächelte: „Entschuldigung, Sandra, mein Fehler. Marco hat natürlich Recht. Aber Hand aufs Herz, würden Sie wollen, dass Marco seinen Job aufgibt wegen einiger Wochen zeitlicher Engpässe und eingeschränkten Sexlebens?“
… Sandra sah die Therapeutin eine Zeitlang an, dann rückte sie auf dem Sofa ganz nahe an ihren Mann heran. Sie legte ihre Hand auf seine Wange und streichelte sie, während sie zu ihm sagte: „Nein, du sollst deinen Job nicht aufgeben, ganz sicher nicht. Wir beide lieben doch die Firma und seine Eigentümer. Und Paula können wir das niemals antun, sie zählt ja voll auf dich.“
… Marco zog sie an sich und sagte leise: „Und ich habe auch eine Verpflichtung gegenüber Jonathan, vergiss‘ das nicht.“
… „Es tut mir leid, mein Liebling, irgendwie habe ich nicht mitgedacht. Aber du hast versprochen gehabt, dass es nach der Aufsichtsratssitzung wieder normal wird. Das ist so nicht gekommen und das war dann der Auslöser. Vielleicht wirbelt mich auch die Schwangerschaft etwas durcheinander. Und jetzt haben wir den fünften April als neuen Termin. Wer garantiert denn, dass das stimmt? Was ist, wenn diese Leute nochmals Zusatzarbeit fordern?“
… „Niemand kann das garantieren, Sandra“, warf die Therapeutin an dieser Stelle ein, „auch Marco kann die Zukunft nicht vorhersehen. Aber er lügt Sie doch nicht an. Vertrauen Sie ihm einfach, dass er Ihnen alles nach bestem Wissen sagt. Und ein Aufsichtsrat kann immer einen Strich durch die Rechnung machen. Immerhin will Marco über die Feiertage nach Norwegen nachkommen. Ein guter Kompromiss, wie ich eingangs schon gesagt habe. Und vergessen Sie einen ganz wichtigen Punkt nicht, Sandra: Über den Großteil der Zeit haben Sie einen Ehemann, der sich gut und ausgiebig um Sie und die Kiinder kümmert, Sie haben ein wunderschönes Familienleben und einen erfüllenden ehelichen Sex. Sie gehören zu den wenigen Prozent Ehefrauen, bei denen wirklich nahezu alles perfekt ist. Was sind dagegen einige Wochen, in denen es wegen beruflicher Überlastung nicht so gut läuft? Ist das wirklich einen Streit wert? Auch wenn der Aufsichtsrat noch weitere drei Male Nachforderungen stellt.“
… Sehr verlegen war Sandra nun und sie senkte ihren Kopf auf ihre Brust. Marco fasste ihr unter das Kinn und hob ihr Gesicht an. „Meine Liebste“, sagte er leise und fixierte ihre Augen, „du hast ja Recht, ich habe im Moment zu wenig Zeit für meine Familie. Aber du hast Clara gehört und sie liegt mit Sicherheit richtig. Ich glaube auch, dass du durch die Schwangerschaft etwas gestresst bist, aber das ist okay. Irgendwie muss ich es schaffen, alle Aufregungen von dir fernzuhalten, denn unserem Wunschkjind soll es in deinem Bauch doch gutgehen.“ Zärtlich ließ er seine Hand über ihren Unterleib gleiten.
… Sandra erwiderte seinen Blick und in ihren Augen glomm ein Leuchten auf. „Es ist mir schrecklich peinlich, dass ich so ein Theater gemacht habe. Das hast du nicht verdient, mein Liebling.“ Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Irgendwie habe ich mich da hineingeritten. Ich weiß doch, dass du mich nicht belügst. Das könntest du ja gar nicht. Und ich vertraue dir, dass wir wieder zu dem zurückfinden, wie es vorher war. Zu Ostern machen wir das so, wie du es gesagt hast. Und dann hoffen wir, dass nach der nächsten Sitzung alles besser aussieht.“
… Marco nahm Sandra jetzt in seinen Arm und so saßen sie eine Weile da, bis die Psychotherapeutin das Schweigen brach: „Haben wir damit Ihre Frage gelöst, Sandra, die Sie eingangs gestellt haben?“
… „Ja, Clara, ja, danke, vielen, vielen Dank, dass Sie uns dabei geholfen haben.“
… Clara lachte jetzt: „Sie müssen sich nicht bedanken, meine Liebe. Das ist mein Job. Ich habe ihn gern gemacht. Aber das meiste haben Sie selbst beigetragen. Deshalb gibt es keinen Grund, warum Sie einen derartigen Streit beim nächsten Mal nicht selbst lösen können, und zwar nicht erst nach zwei Nächten, sondern vor der ersten Nacht. Ich habe mich doch deutlich ausgedrückt, dass kein Streit über die Nacht in den nächsten Tag getragen werden soll.“
… „Glauben Sie, dass wir das schaffen?“ Marco zweifelte noch ein wenig.
… „Aber hundertprozentig. Sie schauen sich einfach den Film über die heutige Sitzung an, gemeinsam und immer wieder. Alles, was ich sagte, können Sie selbst auch. Sie müssen es nur noch lernen.“ Sie machte eine Pause und fuhr dann fort: „Wir unterbrechen jetzt für dreißig Minuten. Sie beide gehen jetzt nach nebenan und schieben eine ordentliche Nummer. Das ist der Versöhnungssex, der nach einem solchen Streit grundsätzlich notwendig ist.“ Doch man sah ihr an, dass sie die letzten Worte nicht ganz ernst meinte.
… Sandra stand sofort auf und zog ihren Mann mit hoch: „Los, Marco, wir dürfen jetzt, also los.“
… Wie nicht selten waren Marcos Denkprozesse langsamer als die seiner Frau. Es dauerte daher etwas länger, bis er realisierte, was Clara gesagt hatte.
… „Sie sind doch untervögelt? Das haben Sie doch selbst gesagt.“
… „Äh … ja, Clara.“ Jetzt hatte sich Marco gefangen und seine Frau hatte ihn schon Richtung der Tür gezogen, hinter der das Zimmer mit dem großen Doppelbett lag. Wieder saugte er den Duft frischer Bettwäsche in seine Nase.
… Clara Millstedt sah den beiden sinnend nach. Sie wartete eine Weile an ihrem Schreibtisch und es juckte sie, den Kameramitschnitt, der wie immer bereits eingeschaltet war, auf ihren Bildschirm zu holen. Natürlich war ihr klar, dass das einen unzulässigen Eingriff in die Privatsphäre darstellte, deshalb widerstand sie zunächst dieser Idee.
… Etwa zehn Minuten lang arbeitete sie an ihrem Schreibtisch, dann wurde sie schwach. Davon durfte natürlich niemand erfahren, das würde mit ihrer professionellen Erscheinung nicht vereinbar sein. Der einzige, dem sie davon erzählte, wenn sie das tat, war ihr Mann, der daraufhin zu lachen und ihre Schilderungen in ihren ehelichen Sex einzubauen pflegte.
… Also schaltete sie eine der beiden Kameras im Zimmer nebenan mit einem Knopfdruck auf ihren Monitor. Sandra und Marco waren bereits nackt und Sandra fragte gerade: „Was suchst du denn, mein Liebling?“
… Marco stand bei dem kleínen Schrank an der Wand und sah eine Schublade nach der anderen durch. „Ich suche etwas für deinen Hintern. Du hast ja gerade um eine Strafe gebettelt und ein nasses Handtuch haben wir hier nicht.“
… Nach einer Minute hatte er gefunden, wonach er suchte. Er kam zurück auf die Seite des Doppelbetts, auf der Sandra ausgestreckt lag und ihm erwartungsvoll entgegensah. Als sie erkannte, was er in der Hand hatte, hielt sie sich erschrocken die Hand vor den Mund. Es war eine biegsame rote Gerte, einen knappen halben Meter lang und mit einem etwa fünf Zentimeter breiten, herzförmigen Paddel an der Spitze.
… Marco ließ die Gerte prüfend durch die Luft sausen. Ein pfeifendes Geräusch war zu hören. „Nein, das ganz sicher nicht“, meldete sich Sandra.
… „Gerade hast du noch gesagt, dass du dich in meine Hand begibst. Ich darf dich bestrafen, weil du unseren Streit losgetreten hast.“
… „Ja, aber doch nicht mit diesem Ding da.“
… „Es hilf dir nichts, mein Goldstück. Jetzt bist du fällig. Ich möchte sicherstellen, dass wir wirklich nie mehr streiten. Das war doch deine Idee. Also los, auf alle Viere, Kopf auf das Kissen und Arsch in die Höhe.“ Marco sagte das fordernd und bestimmt.
… Und wirklich, Sandra gehorchte. Ihr nach oben gereckter Hintern bildete einen schönen Anblick, fand Clara. Deutlich waren ihre Rosette und die zwischen ihren Oberschenkeln hervorlugenden Schamlippen zu erkennen.
… Der Anblick war auch für Marco mehr als reizvoll. Jetzt wollte er seine Frau in den geeigneten Zustand versetzen, bevor er mit der Bestrafung startete. Er hatte, unbemerkt von ihr, auch einen Vibrator zum Bett gebracht, vermutlich denselben, den er ein knappes Jahr zuvor von Sandra bei ihrem ersten Sex nach ihrer Wiedervereinigung in seinen Hintern gesteckt bekommen hatte.
… Er begann, seine Frau von hinten zu liebkosen. Zart huschten seine Finger über ihre Pobacken, strichen ihre Spalte entlang, verweilten kurz an der Rosette und drückten sich zwischen ihre Schamlippen, die sie nun innen leicht massierten.
… Sandra seufzte leicht auf, es war zu sehen, wie sie die Berührungen ihres Mannes genoss. Sichtlich entspannte sie sich, offenbar rückte bei ihr der Gedanke an die Gerte in den Hintergrund.
… Clara beobachtete nun, wie Marco mit den Fingern seiner rechten Hand ihren Lustkanal stimulierte, etwas drängender jetzt als zuvor, während er diejenigen seiner anderen Hand vor den Mund hielt und mit seinem Speichel nässte. Den verrieb er in ihrer Rosette und wiederholte das einige Male, bis ihr Analeingang schlüpfrig genug für die Aufnahme des Vibrators war, den er ihr jetzt hineinschob.
… Sandra keuchte kurz beim Atmen, aber der Plastikpimmel glitt problemlos in ihren Darm hinein, bis nur noch die Lasche aus ihrem Anus herausragte.
… Marco kniete sich hinter seine Frau. Zuerst drückte er ihren Hintern nach unten, wodurch ihre Beine auseinandergingen und ihre Schamlippen die Öffnung zu ihrem Lustkanal freigaben. Schön war diese zu sehen, bereits vor Nässe glänzend, denn Sandra hatte auf die zärtlichen Finger ihres Mannes entsprechend reagiert. Als Nächstes brachte er seinen Schwanz an diese Öffnung und ganz langsam drückte er seine Eichel in ihr Inneres.
… Fasziniert sah Clara, wie er nun die Fernbedienung des Vibrators aufnahm und einschaltete. Sandra hatte bereits beim Gefühl, wie ihr Mann in ihre Muschi eindrang, aufgeschnauft, aber jetzt begann sie zu stöhnen. Marco griff nun mit einer Hand um ihren linken Oberschenkel und fing an, ihren Kitzler zu liebkosen. Mit der anderen steuerte er seine Fickbewegungen, sie umklammerte Sandras Oberschenkel.
… Clara konnte nicht umhin, zu bewundern, wie Marco nun Sandras Dreifachstimulation kontrollierte und sie immer weiter Richtung ihres Höhepunkts trieb. Sie wagte es, sich vorzustellen, wie sie sich an Sandras Stelle fühlen würde, aber diesen Gedanken zu verwirklichen, war natürlich unmöglich. Sie wusste, dass ihr eigener Mann ihr das in einer passenden Situation durchaus erlauben würde, wofür sie ihn unendlich liebte, aber Marco war ihr Patient. Sex mit einem solchen war nicht nur verpönt, es war eine Verfehlung, die ihr die Zulassung kosten würde, ganz egal, mit wem aus ihrer Standesorganisation Burkhart gut vernetzt war. Außerdem hatte sie Marco jeglichen Fremdsex verboten, wobei sie allerdings wusste, dass sie dieses Verbot bald aufheben würde.
… Clara wartete voller Spannung, wie Sandras Orgasmus verlaufen würde, aber zu ihrer Überraschung kam es anders.
… „Ahhhh …“, rief Sandra zwischen ihren keuchenden Atemstößen, „es kommt, … ahhh …, mein Liebling, … ahhh, ja …“
… Abrupt hörte Marco auf, sie zu ficken. Er zog seinen Pimmel aus ihrer Pussy und stellte die Liebkosungen ihres Kitzlers ein. Den Analdildo ließ er allerdings weiterbrummen, Sandra sollte den Erregungslevel halten.
… Sie drehte den Kopf in seine Richtung: „Was … ist? Warum hörst du … um Himmelswillen auf?“, brachte sie mühsam heraus.
… Marco lachte sie an: „Das nennt man ‚ruinierten Orgasmus‘. Du hast mir das beigebracht, schon vergessen? Wir haben das länger nicht gespielt, aber es passt gut zu deiner heutigen Bestrafung.“
… Bitte, mein Liebling, lass mich kommen.“ Sandras Erregung flaute nun etwas ab und sie konnte wieder normal sprechen.
… „Aber ja doch, aber erst nach der Bestrafung, die du dir gewünscht hast. Dafür brauche ich deine Mithilfe. Ich werde keine Hand freihaben, du musst also deinen Kitzler selbst übernehmen. Wenn du ihn ordentlich verwöhnst, wirst du alles geil finden, was wir jetzt machen. Los, zeig’s mir.“
… Gehorsam begann Sandra, mit ihrer rechten Hand ihren Kitzler zu reiben.
… „Sehr gut, meine Geliebte, hör‘ nicht auf.“ Marco rückte etwas weg von seiner Frau, erhöhte die Vibration in Sandras Analdildo, wodurch sie erneut aufkeuchte, und nahm die Gerte in die Hand. „Ich möchte nicht, dass dir irgendetwas geschieht. Du sagst sofort ‚Stopp‘, wenn es dir zu hart oder schmerzhaft oder zu anstrengend wird, klar?“ Ausgesprochen zärtlich war seine Stimme.
… „Ja … ah …“, war Sandras gestammelte Antwort. Ihre Erregung war durch die erhöhte Stimulation in ihrem Anus und ihre eigenen Aktivitäten an ihrem Kitzler wieder ziemlich gestiegen. Es klatschte, als Marco mit dem herzförmigen Paddel der Gerte ihren Po berührte, er hatte nicht fest, eher sanft zugeschlagen. Der Hieb kam für sie unvermutet und deshalb kreischte sie auf, vor Überraschung, nicht vor Schmerz.
… Marco wiederholte den Schlag. Der war etwas fester und die Gerte sauste klatschend auf eine andere Stelle ihres Hintern, die sich leicht rötete. „Zwei“, sagte er in ruhigem Tonfall.
… „Au“, rief Sandra, „bist du verrückt, das tut weh.“ Aber ihre Erregung konnte man sehen, da der Analdildo seine Pflicht erfüllte und sie ihren Kitzler wie angeordnet weiterhin intensiv rieb.
… Marco antwortete darauf nicht. Er zielte sorgfältig und traf mit „Drei“ wieder eine andere Stelle. „Vier … fünf … sechs.“ Er achtete darauf, nicht in ihre Spalte zu zielen und schon gar nicht ihre Schamlippen zu treffen. Seine Hiebe blieben sanft, obwohl er sich dafür zurückhalten musste.
… Sandra stöhnte jedesmal auf, ihr lauter werdendes Röcheln wurde vom Kissen erstickt, in das sie ihr Gesicht gewühlt hatte. Sie spürte ihren Hintern, mit jedem Schlag kam eine neue Stelle hinzu. Der Schmerz war nur leicht und verging schnell, bis zum nächsten Hieb, aber er stimulierte ihre Erregung. Sie bearbeitete ihren Kitzler wie verrückt und Marco drehte den Vibrator weiter auf.
… Zuhause würde Sandra ihrem Mann erzählen, was sie dabei gefühlt hatte. Sie hatte beschlossen, ihren Mann machen zu lassen, sie vertraute ihm ja vollständig. Das Gemisch aus Lust und Schmerz war ähnlich dem, das sie früher verspürt hatte, wenn Marco sie mit einem nassen Hotelhandtuch ‚behandelte‘, jedoch in gewisser Weise intensiver. Und Marco würde zugeben, dass er sich beherrschen hatte müssen, um nicht fester zuzuschlagen, er hatte Erregung und Rausch gespürt. Beim Handtuch war das kein Problem gewesen, aber die Gerte konnte bösen Schmerz bis hin zu Verletzungen erzeugen.
… Bei „Neun“ bereits spürte Sandra, wie ihr Höhepunkt hochstieg. Ihre Finger wirbelten auf ihrem Kitzler und ihr Körper begann zu vibrieren.
… Marco stellte die Züchtigung ein und setzte seinen Schwanz an ihrer Pforte an. „Jetzt kriegst du’s“, rief er und fing an, in ihre klitschnasse Muschi zu stoßen.
… Clara beobachtete noch kurz, wie Sandra ihrem Orgasmus entgegentaumelte, dann schaltete sie die Übertragung ab. Das Schauspiel hatte sie in Wallung gebracht und sie musste jetzt wieder herunterkommen, bevor sie ihren Klienten wieder gegenübertreten und die professionelle Therapeutin sein konnte.
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… „Wir haben reichlich Verspätung heute“, lächelte Clara ihr Vorzeigeehepaar an. Sandras Höhepunkt hatte Kraft gekostet, aber er war überwältigend gewesen. Marco hatte sie noch kurze Zeit weitergestoßen, dann war es bei ihm auch so weit gewesen, er war ja untervögelt und deshalb war sein Samen recht schnell gekommen. Sandra hatte eine Weile gebraucht, um zurückzufinden, dann hatten sie sich in Claras Toilette notdürftig frischgemacht, zuhause würde eine intensive Dusche angesagt sein.
… Jetzt saßen sie entspannt auf dem ‚Liebes- und Versöhnungssofa‘, allerdings war Sandra nochmals aufgestanden und hatte sich ein Kissen geholt, damit ihr Hintern eine weichere Grundlage hatte.
… Schmunzelnd hatte das die Therapeutin registriert, aber sie sagte dazu nichts, man durfte ja nicht wissen, dass sie die Voyeurin gespielt hatte.
… „Ich möchte noch einmal das Thema ‚Fremdsex‘ zusammenfassen, es ist ungemein wichtig, denn wie Sie bereits wissen, ist dieses Thema der häufigste Scheidungsgrund. Wir haben den heimlichen außerehelichen Sex, als Seitensprung oder als Affäre, ungeplant oder ganz bewusst herbeigeführt. Ich habe Ihnen erläutert, wie dadurch bestimmte Ehefaktoren beschädigt werden und die Augenhöhe leidet. Besonders der Faktor Vertrauen benötigt für seine Wiederherstellung mitunter geraume Zeit. Ich habe auch dargestellt, dass ein ungeplanter Seitensprung, in den man hineinschliddert, egal aus welchem Grund, immer und jederzeit passieren kann, sobald die individuelle Hemmschwelle überwunden ist. Derartiges kommt in vielen Ehen vor, sowohl in den besten wie auch in solchen, wo es gewisse Defizite gibt. Manchmal ist es nahezu unvermeidlich. Das allein Entscheidende ist nicht, dass etwas Derartiges passiert ist, sondern wie danach damit umgegangen wird. Beichten oder nicht ist die Frage und Sie haben hierzu meine Argumente gehört, die sich auf statistische Erfahrungswerte gründen. Vergebung wird leichter zu erlangen sein, wenn der fremdgehende Ehepartner möglichst zeitnah alles zugibt, als wenn der betrogene Partner das später selbst herausfindet.
… Um Vergebung zu erlangen, müssen zunächst Schmerz und Verletzung des betrogenen Partners gemildert werden, denn egal, was der Auslöser war, es ist nun mal Ehebruch. Oft geht das mit einem Therapeuten besser, denn Behutsamkeit ist hier gefragt. Schließlich muss der betrogene Partner trotz seines Schmerzes erkennen, worin der Grund bestand und wo eventuell seine eigenen Fehler lagen. Wenn er dann großes Interesse hat, die Ehe weiterzuführen, wird es möglich sein, zu einer Vergebung zu kommen.
… Der Effekt für die Beziehung ist heilsam, denn beide können daran arbeiten, die beschädigten Faktoren in Ordnung zu bringen. Der betrogene Partner, indem er versucht, solche Fehler künftig zu vermeiden, und der fremdgehende, indem er sich nur noch auf seinen Partner konzentriert und dessen Bemühen erkennt, mithilft und ihm genügend Zeit gibt.
… Ein gewisse Bereitschaft zur Vergebung, wir haben sie ‚Vergebenspotenzial‘ genannt, ist jeder Beziehung zu eigen. Ist diese noch sehr jung, ist das Vergebenspotenzial für sexuelle Untreue sehr kleiin, enttäuschte Liebe kann alles andere überschatten, aber es wächst dann mit zunehmender Dauer. Ein Seitensprung wird kurz nach der Hochzeit ein gewaltiges Problem darstellen, nach vierzig Jahren Ehe jedoch relativ schnell zwischen den Ehepartnern aufgelöst werden können.“
… „Wir würden Sie denn dieses Potenzial bei uns einschätzen, Clara?“, fragte Marco neugierig.
… „Das ist schwer zu sagen, Marco. Diese Frage müssten Sie für sich selbst beantworten. Stellen Sie sich vor, Ihre Sandra kommt zu Ihnen und beichtet Ihnen einen Seitensprung. Was machen Sie?“
… „Hm“, überlegte der, „ich würde mir die Hintergründe erklären lassen, ganz genau. Mit wem, wo und wann. Und vor allem über das ‚Warum‘ würde ich intensiv mit ihr reden. Ich würde ergründen, ob sie ein Problem in unserer Beziehung hat, das sie mir bisher nicht gesagt hat. Aber eigentlich wäre das wieder zu unwahrscheinlich, denn wir reden ja über alles. Also genaugenommen, Clara, wüsste ich derzeit nicht, ob und wie bald ich ihr vergeben kann.“
… „Das ist der Punkt, Marco.“ Clara schien zufrieden mit seiner Antwort. „Wir sind wieder bei statistischen Aussagen, der Einzelfall kann anders gelagert sein. Aber Sie werden einen solchen Fall gut lösen können, wenn er überhaupt in Ihrer Beziehung auftreten wird.“
… Sandra mischte sich jetzt in die Diskussion: „Du wirst ganz sicher kein Vergebenspotenzial brauchen, mein Liebling. Dazu wird es gar nicht kommen.“
… Clara sah sie an und lächelte. Wie gewöhnlich wirkte sie dabei hinreißend. „Davon bin ich überzeugt, meine Liebe, so wie Sie Ihren Mann lieben, ist Ihre Hemmschwelle viel zu hoch dafür.“
… Die beiden Damen lagen damit richtig, bis auf einen, einen einzigen Fall, bei dem Marcos Vergebung gefragt sein würde, da Sandra ihn in diesem einen Fall betrog. Aber dieser Fall lag damals noch weit in der Zukunft.
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Heute (Dienstag, 18. Juli 2023)
… Ich denke an jenen Vorfall, während ich diese Episode niederschreibe. Es ist Nachmittag und ich sitze wie so oft in meinem Arbeitszimmer, diesmal allein, denn Sandra ist dienstlich unterwegs. Das häuft sich in der letzten Woche und wird auch noch andauern. Sandra ist darüber traurig, denn dann kann sie nicht bei unserer Enkeltóchter sein, nur langsam beginnt sie sich ‚abzunabeln‘. Aber ab 29. Juli sind Schulferien und an diesem Tag verlegen wir unseren Hausstand für vier Wochen nach Kärnten. Paula und Hildegard werden immerhin für zwei Wochen zu uns kommen. Hildegard könnte länger, aber niemals würde sie sich von Paula trennen. Die beiden klammern viel mehr, als Sandra und ich das je getan haben. Aber ich bin sehr zufrieden damit, denn ich gönne Paula ihr Eheglück mit Hildegard. Sandra und ich sind immer noch glücklich, dass wir ihre Beziehung damals gestiftet haben.
… Paula Waldenfels hat nach wie vor das ausgeprägte Pflichtgefühl, das ich so an ihr schätze, aber dieses hat ihr auch einflüstert, sie müsse immer im Konzern präsent sein. Andererseits hat Waldenfels eine ausgezeichnete und stabile Führungsmannschaft, wobei der Begriff „mann“ etwas hinkt, denn mittlerweile sind fast fünfzig Prozent weiblich und das ist, ich will nicht angeben, aber doch überwiegend mein Verdienst. Wenn eine Führungsposition ausgeschrieben wird, melden sich überproportional viele Frauen darauf, weil es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass es bei Waldenfels hierfür ein besonderes Konzept gibt. Von externen Organisationen wurde früher immer wieder Druck ausgeübt, Frauenquoten einzuführen, aber mit mir geht so ein Schwachsinn nicht. Das hat mir massive Kritik von diversen linken Frauenverbänden eingebrockt, aber das ist mir egal. Diese Idioten wollen offenbar nicht wahrnehmen, dass das eine Frage der Biologie ist. Junge Frauen erobern derzeit in großem Stil die mittleren und gehobenen Managementpositionen und in zehn bis zwanzig Jahren werden sie die höchsten erklimmen und in den Aufsichtsräten sitzen. Das muss man sich einfach entwickeln lassen.
… Ich freue mich auf Kärnten. Es ist ein ideales Urlaubsland mit enorm hohem Freizeitwert. Wir haben hier viele schöne Erlebnisse gehabt, in unterschiedlicher Zusammensetzung, mal nur zu zweit, mal zu dritt mit Penny oder mit Paula und Hildegard, vielfach auch mit unseren Kjindern und deren Freunden. Aber sie dürfen natürlich selbst entscheiden, wie sie ihre Ferien verbringen wollen, auch unsere Jüngsten.
… Besonderen Spaß macht es, als Großfamilie in den Bergen unterwegs zu sein. Es war manchmal nicht einfach, spontan für acht oder zehn oder mehr Personen in den Berghütten Quartier zu erhalten, aber geschafft haben wir das immer. Eine ganze Anzahl Hüttenwirte kennt uns seit Jahren, denn wir fallen auf, besonders wenn wir in voller Stärke anrücken, und mit unseren vier farbigen Kjndern umweht uns ein Hauch von Exotik. Das bringt uns den Vorteil, auch noch ein Plätzchen zu bekommen, wenn die Hütte voll ist. Wir haben auch einige interessante, lustvolle Erlebnisse in diesen Berghütten gehabt, aber selbstredend nur, wenn wir ohne Kiinder unterwegs waren.
… Dieses Jahr wird der Großteil unserer Familie jedoch nicht nach Kärnten mitkommen. Penny wird für drei Wochen nach Ohio fliegen. Ihrem Váter, der in die Jahre gekommen ist, geht es nicht gut, daher wird sie ihre Eltern besuchen. Sie war zuletzt im September vorigen Jahres dort, weil ihr Váter im Krankenhaus lag. Sie ist damals allein geflogen, denn es war Schulzeit. Diesmal kommt der Großteil unserer Kiinder mit Penny mit. Ihre Eltern, vor allem ihr Váter, für den es vielleicht das letzte Mal ist, wollen Pennys Kiinder sehen. Heidrun und Natalie haben zum bestandenen Abitur eine Amerika-Rundreise von uns geschenkt bekommen. Sie werden mit Jonathan und Yannik zwei Wochen lang quer durch die Staaten fliegen und nur die erste Woche in Ohio verbringen. Henrik und Charlotte wollten mit den vieren mit, aber das haben wir nicht erlaubt, sie sind noch nicht achtzehn. Dadurch könnten Sie in den USA Probleme bekommen, wenn sie zum Beispiel im Hotelzimmer Sex miteinander haben oder ein Bier trinken. Es hat keinen Sinn, dieses eher merkwürdige Rechtssystem herauszufordern. Deshalb werden sie alle drei Wochen in Columbus verbringen und bei Pennys Eltern wohnen so wie Penny selbst und auch Dominic. Es sind also sieben, die mit Penny ins Flugzeug steigen werden.
… Das war zumindest Pennys Plan, aber das habe ich nicht zugelassen. Seit dem Absturz der Privatmaschine in den Neunzigerjahren, bei dem das gesamte technische Management des Bahlsen-Konzerns starb, achten alle vernünftigen Unternehmen darauf, ihre Reisenden auf mehrere Flieger aufzuteilen. Ich habe deshalb dafür gesorgt, dass Pennys ehemalige Abteilung, die Reisestelle der Waldenfels-Gruppe, meine acht Lieblinge auf zwei verschiedene Flüge bucht. Ein wenig protestiert wurde schon, aber das ist für mich nicht verhandelbar gewesen.
… Ein bisschen einsam wird es für unsere Sophia werden. Alexander ist mit seiner Jana auf der britischen Insel, Valentina hat Báby Marlene, um das sie sich hauptsächlich kümmert, und Sophia bleibt übrig. Als sie das erkannte, hat sie eine Schnute gezogen. Deshalb habe ich ihr angeboten, extra mit ihr, nur zu zweit, einige Váter-Tóchter-Unternehmungen zu planen. „Du wirst sehen, wir beide lassen es uns gut gehen“, habe ich zu ihr gesagt. Daraufhin war sie etwas aufgeheitert und hat gegrinst: „Wenn Mam dich lässt. Sie klebt doch dauernd an dir, Papá.“
… Ich habe zurückgegrinst: „Naja, normalerweise schon, aber nicht seit Valentina ihr Báby hat. Jetzt klebt sie an Marlene.“
… Das hat ihr eingeleuchtet und sie ist mit einem zufriedenen Lächeln abgerauscht.
… Ohne anzuklopfen stürmt plötzlich Charlotte in mein Arbeitszimmer. „Dad“, sprudelt sie heraus, „ich habe es geschafft, ich kriege eine Zwei in Mathe, ich habe in der Prüfung heute alles richtig gerechnet.“
… „Super, mein Liebling. Du musst es morgen gleich deiner Mutter erzählen.“ Penny ist ebenfalls dienstlich unterwegs. Sie kommt erst morgen zurück.
… „Ja, Dad, das mache ich. Jetzt habe ich nur noch die Spanischprüfung übermorgen, dann ist Feierabend für dieses Schuljahr.“
… „Dann lerne weiter mit Consuela. Nicht viele deiner Mitschüler haben eine solche Möglichkeit.“
… Consuela ist eines unserer beiden mexikanischen Au-pair-Mädchen. Ihr gefällt es sehr bei uns und sie würde gerne noch ein Jahr bei uns verbringen. Ich bin gerade dabei, das abzuklären. Übrigens ist sie es, die Sandra und mich im März beim Sex erwischt hat. Sie ist zwar ziemlich erschrocken gewesen und schnell wieder verschwunden, aber vielleicht hat’s ihr doch gefallen, die paar Sekunden, die sie zugesehen hat.
… „Das mache ich, Dad. Ich bin nur so froh, denn vor Mathe habe ich echt Angst gehabt.“
… Ich stehe auf, ziehe sie zu mir heran und küsse sie auf die Stirn. „Ich hab’ dir doch gesagt, dass deine Angst vollkommen unbegründet ist. Und wie du siehst, hab‘ ich Recht gehabt.“. Ich streichle ihr sanft über ihr prächtiges schwarzes Haar, das dicht und lockig ihren Rücken bedeckt, genau wie bei ihrer Mutter und ihrer älteren Halbschwester Natalie.
… „Ja, weil du mir geholfen hast.“ Sie sieht zu mir hoch. „Hab‘ dich lieb, Dad“, sagt sie noch, dann ist sie wie ein Wirbelwind wieder draußen.
… Sinnend sehe ich ihr nach. Sie ist praktisch genauso wie Sandra war, als wir zusammengekommen sind. Allerdings hat sie ihre Beziehung mit Henrik früher begonnen als damals Sandra mit mir. Seit knapp einem Jahr sind die beiden ein Paar und, wie ich von Penny und Sandra und danach auch von Henrik selbst erfahren habe, haben sie im vorigen November zum ersten Mal Sex gehabt. Da waren es noch drei Monate bis zu ihrem sechzehnten Geburtstag.
… Dreieinhalb Jáhre ált war sie erst, als ihr Váter starb. Sie hat fast keine persönlichen Erinnerungen an ihn. Als ihr älterer Bruder Yannik begonnen hat, mich ‚Dad‘ zu nennen, hat sie es ihm gleichgetan. Alle drei Kjinder von David haben mich als Ersatzváter akzeptiert und ich liebe sie wie meine eigenen. Dazu kommt, dass Charlotte und Natalie eine enge Beziehung zu Sandra entwickelt haben. Sie sehen in ihr eine zweite Mutter und das freut mich besonders, denn es zeigt, wie gut meine Frau damit umgehen kann, dass Natalie meine außereheliche Tóchter ist.
… Charlotte weiß noch nicht, was sie werden will. Auch Henrik, den sie liebt, tut das nicht. Aber beide haben ja noch einige Schuljahre vor sich.
… Ich beschließe, da ich schon aufgestanden bin, meinen Routinebesuch bei Valentina und ihrer Tocchter durchzuführen. Für sie bauen wir gerade wieder einmal um, nachdem wir uns zu einer Lösung durchgerungen haben. Sie erhält im ersten Stock eine Zweizimmerwohnung, indem wir zwei Appartements zusammenlegen. Die bisherigen Besitzer Alexander und Jonathan werden ein Stockwerk höher einquartiert.
… Im Moment belegt Valentina das Gästezimmer in Pennys Wohnung. Die liegt im Erdgeschoß und ich muss nur hinübergehen. Ich finde beide, Mutter und Tóchter, wohlauf. Unsere Enkelin Marlene ist ein goldiges Geschöpf und Sandra und ich haben sie mehr denn je in unser Herz geschlossen.
… Valentina hat sich auf das Sofa gelegt und ruht sich aus. Sie ist im Moment noch ziemlich überanstrengt und wir haben alle beruflichen Aufgaben von ihr entfernt. Sie konzentriert sich im Moment voll auf ihr Mutterdasein. Dabei kommt ihr zugute, dass sie ihr achtes Semester noch vor ihrer Niederkunft mit allen Prüfungen hat abschließen können, eine ganz besondere Leistung als hochschwangere Frau. Immer wieder habe ich ihr gesagt, wie beeindruckt ich darüber bin und wie stolz mich das macht, und sie war sehr glücklich über meine Worte. Ich habe ja schon ausgeführt, wie eng unsere Bindung ist.
… Ich bleibe eine gute Stunde bei ihr, wir reden zwischendurch, aber über weite Strecken sind wir ganz ruhig. Ich genieße Valentinas Gesellschaft. Wenn Sandra und ich auch die Situation verflucht haben, als wir von Valentinas Schwangerschaft erfahren haben, jetzt ist alles anders. Jetzt wollen wir Marlene nicht mehr missen.
… Die schläft ganz friedlich in ihrem Körbchen und jetzt ist auch Valentina eingeschlafen. Ich decke sie sorgfältig zu, gebe ihr einen Kuss auf die Wange und gehe leise aus dem Zimmer. Im Arbeitszimmer angekommen, schreibe ich an der aktuellen Episode weiter.
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Damals (März 2005)
Fortsetzung, autobiographischer Inhalt
… „Und wir haben ausführlich über die zweite Möglichkeit von Fremdsex in der Ehe gesprochen“, setzte die Psychotherapeutin Clara Millstedt ihre Ausführungen fort, „nämlich den gemeinsam vereinbarten. Wir haben die verschiedenen Formen dargestellt und die Gefahren erläutert, die in dieser Art von außerehelichem Sex stecken. Wir haben sehr deutlich herausgearbeitet, dass es ohne klare Regeln und Grenzen dazu kommen wird, dass über die Stränge geschlagen und die Ehe damit massiv in Gefahr gebracht wird. Deshalb habe ich Ihnen angekündigt, dass wir über diese Regeln sprechen werden, denn sie sind ein ganz wesentlicher Bestandteil Ihrer Ehe 2.0, meine Lieben.“
… Marco meldete sich: „Bekommen wir Ihre Erläuterungen wieder in schriftlicher Form, Clara?“
… „Selbstverständlich“, erwiderte sie, „wie alles, was ich Ihnen sage. Es ist wichtig, dass Sie sich diese Punkte immer wieder zu Gemüte führen. Denn ich wiederhole mich, meine Lieben, die Gefahren für eine Ehe, die in der Freigabe von außerehelichem Sex lauern, sollten nicht unterschätzt werden. Die Frage stellt sich nun, welche Gründe kann es für solchen Sex überhaupt geben? Gehen wir doch Ihre diesbezüglichen Abenteuer durch, die Sie erlebt haben. Wollen Sie beginnen, Marco?“
… „Naja, da war zuerst der Dreier damals in der Bar mit Doktor Müller. Wir haben einfach mitgemacht.“
… Clara nickte ernst: „Sie sind ungeplant hineingeraten. Doktor Müller hat Sie dominiert und Sie haben das mit sich machen lassen. Damit war es einvernehmlich vereinbarter Fremdsex. Den zu verhindern, war für Sie, Marco, nicht möglich, denn Sie hatten kein Instrumentarium dafür. Mit der Ehe 2.0 werden Sie ein solches bekommen. Einerseits, wenn Sie ganz ehrlich sind, hatten Sie diesen Dreier nicht nötig, Sie hätten sich nicht darauf eingelassen, wenn er ihnen vorher angeboten worden wäre, andererseits war er der Auftakt zu Ihrem deutlich angereicherten Sexleben. War dieses Erlebnis für Sie also gut oder nicht?“
… Sandra lächelte bei der Erinnerung: „Wir haben nachher ziemlich diskutiert darüber. Aber alles in allem glaube ich, war diese Erfahrung eine Bereicherung für unsere Ehe, auch wenn es das erste Mal war, dass ich einen fremden Schwanz in meiner Muschi hatte und anal entjungfert wurde. Ich verstehe natürlich, dass Marco damit massiv zu kämpfen hatte. Er sprach davon, dass ihm sein Nutzungsrecht an meinen Geschlechtsteilen weggenommen wurde.“
… Clara musste lächeln: „Das haben Sie mir schon erzählt. Der Begriff ist nicht schlecht, er gefällt mir. Ich habe mir sogar schon überlegt, ob ich ihn nicht in mein Repertoire aufnehmen soll. Denn eigentlich geht es genau um das Recht, die Geschlechtsteile meines Ehepartners zu ‚nutzen‘. Wenn ich mit dem Eheversprechen die Vereinbarung eingehe, sexuell treu zu bleiben, dann gehört dieses Recht ausschließlich meinem Ehepartner, das ist eigentlich logisch. Wenn ich dieses Recht einem anderen einräume, also der irgendwelche Handlungen an meinen Geschlechtsteilen durchführt, breche ich die Vereinbarung.
… Aber andererseits, Marco, haben Sie zugelassen, dass sich jener Doktor Müller an Ihrer Frau vergreift, jetzt einmal egal, was Sie dazu bewogen hat. Damit jedoch haben Sie Ihr Nutzungsrecht freiwillig geteilt. Ihre Frau hat Ihnen ihr Einverständnis signalisiert, also haben wir einen ganz typischen einvernehmlich vereinbarten Fremdsex.“
… „Nun ja“, meinte Marco, „das habe ich schon verstanden. Aber ich hatte doch keine Chance. Sandra wollte das in diesem Augenblick.“
… „Aber du bist mir doch nicht bös‘, mein Liebling. Wir haben das ja danach ausgiebig besprochen.“ Sandra sah ihren Mann fragend an.
… „Nein, nein, ich könnte dir gar nicht böse sein, Sandra.“ Marco zog seine Frau an sich. „Schließlich war das der Auftakt zu einem neuen Kapitel in unserem wundervollen Sexleben. Ich hab‘ halt nur verdauen müssen, dass deine süße Muschi nicht mehr mir allein gehörte.“
… Die Therapeutin lachte daraufhin: „Diese Aussage ist nicht richtig, Marco. Die Muschi Ihrer Frau hat Ihnen nie gehört, sie gehört nur Ihrer Frau selbst. Sie haben ja selbst vom Nutzungsrecht gesprochen. Das trifft es viel genauer. Und dieses Nutzungsrecht ist das, was immer nur Ihnen gehört hat. Daran ändert sich nichts, wenn Sie es für einen Abend mit einem anderen Mann teilen. Und biologisch ändert sich nichts bei Ihrer Frau, nachdem ein anderer Schwanz in ihrer Vagina war. Dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt bei Ihnen und einer anderen Frau.“
… Danach sprachen sie Sandras und Marcos weitere außereheliche Sexerlebnisse durch, die stattgefunden hatten, vom Dreier mit dem Barmann über ihren Aufenthalt im ‚Institut für Sexualtherapie‘ bis zu Sandras Oralsex mit den Brüdern Waldenfels sowie natürlich die intensiven Liebesspiele mit Penny und David, in allen Varianten vom gegenseitigen Zusehen über Partnertausch bis zu Dreiern und Vierern.
… „Es gibt eigentlich nichts auszusetzen, so, wie Sie das gemacht haben. Intuitiv haben Sie die meisten meiner Regeln befolgt, ohne sie zu kennen, aber da und dort kann in der Zukunft noch verbessert werden. Wir kommen nochmals auf meine Frage zurück. Warum findet solcher Fremdsex statt?“
… Sandra und Marco dachten intensiv nach. Dann meldete sich wieder Marco: „Ich versuche das, logisch auseinanderzugliedern. Ich fange mit dem ‚Institut‘ an. Wir waren beide überarbeitet und untervögelt, aber das wäre nie der Grund für Fremdsex gewesen. Wir hätten einander nie aus solchem Grund betrogen. Wir sind damals von Mailin verführt worden und natürlich hat eine Rolle gespielt, dass wir vorher zu wenig Sex gehabt haben. Aber der Sex mit Mailin war neu für uns und dann haben wir immer weiter gemacht. Und mit dem Ehepaar Robertson hat uns schnell eine ungeheure Sympathie verbunden. Nach den ersten Schritten hat Sandra dann den Ton angegeben. Nur der Gangbang ist von mir initiiert worden. Zusammengefasst würde ich sagen, dass schlicht Abenteuerlust für unseren Sex verantwortlich war. Das war auch der Grund für den Gangbang. Ich wusste, er würde Sandras Experimentierfreude entgegenkommen und ich liebte sie so sehr, dass ich das durchziehen wollte. Der Dreier mit dem Barmann und der erste Abend mit den Brüdern Waldenfels entsprangen demselben Motiv. Bei Alfred und Heinrich kam noch ein gewisses Bedürfnis hinzu, mich für ihre Großzügigkeit zu revanchieren.“
… „Sandra, wie sehen Sie das, was Ihr Mann gerade gesagt hat?“
… Sandra blickte von Marco zu der Therapeutin und dann wieder zu ihrem Mann: „Es ist genauso, wie du sagst, Marco. Für mich war es einfach immer die Lust, etwas Neues zu probieren, nichts anderes. Ich weiß, dass ich dich damit manchmal überstrapaziert habe, und das tut mir leid. Aber wir haben das ja ausgesprochen und wir haben festgelegt, dass wir Fremdsex nur noch zulassen, wenn wir rechtzeitig vorher darüber sprechen und wir beide der Meinung sind, dass er für unsere Ehe bereichernd wirkt.“
… „Und das, meine liebe Sandra, war eine richtungsweisende Festlegung. Das ist genau die richtige Vorgehensweise“, meinte Clara, „ich hätte das nicht besser formulieren können und das ist auch exakt so in meinen Regeln enthalten.“
… Leicht verlegen war Sandra, als sie antwortete: „Ja, Clara, und nachdem wir das so besprochen hatten, haben wir uns daran gehalten. Aber ich muss zugeben, dass der Anstoß dazu von Marco kam, den ich schlichtweg überfahren habe. Ich war dabei, über die Stränge zu schlagen, und er hat mich wieder auf den Boden geholt. Damit haben wir die Kurve gekriegt. Und so häufig hatten wir danach gar keinen Fremdsex. Nach unseren Ferien im ‚Institut für Sexualtherapie‘ nur einmal mit den Brüdern Waldenfels, und das war nur fingern und oral, und dann noch unsere Beziehung mit Penny und David, unseren besten Freunden.“
… „Sie haben Recht, Sandra, viel außerehelichen Sex hatten Sie nicht, alles war überschaubar. Auch Ihre sexuelle Beziehung zu den Robertsons hielt sich in Grenzen. Und der Sex während Ihrer Trennungszeit zählt gar nicht dazu. Was ganz wichtig ist, dass Sie nie offengebliebene Bedürfnisse befriedigt haben, es ging immer nur um Spaß und Lebenslust. Und damit bin ich genau beim Punkt. Wie schon gesagt, wenn der Fremdsex dazu dient, Defizite in der Ehe zu kitten, wird das die Augenhöhe beeinträchtigen. Da ist es besser, diese Defizite zu beseitigen, eventuell mit professioneller Hilfe. Ich bin nämlich der Auffassung, dass das eheliche Sexleben so gestaltet werden kann, dass kein Fremdsex erforderlich ist. Das erlebe ich in meinen Therapien immer wieder und Sie beide sind das lebende Beispiel. Ihr Sexleben ist über die Maßen gut, Sie haben das in den letzten neun Monaten bewiesen. Wozu also Fremdsex mit all seinem Gefährdungspotenzial für die Beziehung?“
… „Wir haben ja derzeit Ihr Verbot, Clara, uns auf Fremdsex einzulassen. Sie haben einmal angedeutet, dass Sie das aufheben werden, warum eigentlich?“, wollte Marco wissen.
… Die Therapeutin lachte: „Weil ich Sie nicht für den Rest Ihres Lebens bevormunden kann und auch nicht will. Wie jedes Paar werden Sie das für sich selbst entscheiden müssen. Ich gebe nur Hinweise dazu, aber ich werde natürlich bei unseren regelmäßigen Nachsorgeterminen darauf achten, dass Sie mir nicht entgleisen. Das Problem, das ich öfters mit Therapiepaaren erlebe, ist, dass der Fremdsex anfangs bereichernd und lustvoll ist, dann jedoch gefährdend für die Beziehung, wenn man beginnt, mehr und mehr Fremdsex zu haben und schließlich außer Rand und Band gerät.
… Wenn also ein Ehepaar nicht felsenfest in seiner Ehe steht und solche Entgleisungen nicht verhindern kann, muss ich massiv vom Fremdsex abraten. Wie gesagt, wirklich benötigen tut man ihn nicht. Davon gibt es nur eine Ausnahme, nämlich wenn medizinische Gründe vorliegen, die nicht behebbar sind. Eine Erektionsschwäche gehört sicher nicht dazu, da gibt es heutzutage erprobte Maßnahmen, aber zum Beispiel eine Querschnittslähmung. Da ist es vielleicht sogar förderlich, wenn das Ehepaar Fremdsex in gemeinsamer Entscheidung und in kontrollierter Form nach bestimmten Regeln zulässt.“
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Heute (Freitag, 21. Juli 2023)
… Das ist ein guter Moment, um noch etwas aus meiner eigenen Erfahrung hinzuzufügen. Clara hat schon Recht gehabt, eigentlich hätten wir keinen Fremdsex gebraucht. Trotzdem haben wir entschieden, wieder damit zu beginnen, und das war natürlich mit Penny und David. Unsere große Liebe zu unseren besten Freunden hat uns dazu gebracht, es war praktisch nicht zu verhindern. Und mit Sandra wäre ein Verhindern auch gar nicht möglich gewesen. Immer jedoch war es Liebe, Spaß und Lust, nie war es Krampf, Anstrengung oder sogar Schmerz, was Fremdsexbeziehungen nicht selten charakterisiert, wie ich mittlerweile weiß.
… Und einmal haben wir tatsächlich ein Ehepaar mit einem medizinischen Grund, um außerehelichen Sex zu haben, kennengelernt. Es war in Norwegen, beim Abendessen nach einem meiner Vorträge. Wir saßen zufällig am Tisch mit einer hübschen Professorin mittleren Alters und ihrem querschnittsgelähmten Mann, der im Rollstuhl saß. Sandra, natürlich, wer sonst, hat dafür gesorgt, dass ich mit dieser Frau Sex hatte. Sie war unglaublich im Bett, nahezu ausgehungert und gierig, ein überwältigendes Erlebnis. Und dann die Dankbarkeit der beiden beim Frühstück am nächsten Morgen! Ich bin entsetzlich verlegen gewesen.
… Ein guter Teil meiner Recherchen, Analysen und Interviews der letzten Jahre hat mit außerehelichem Sex und seinen Folgen zu tun. Im Prinzip habe ich das bestätigt gefunden, was wir bei Clara Millstedt gelernt haben. Sie hat bei den meisten Themen Recht gehabt. Heute, nach fast achtzehn Jahren intensiver Beschäftigung damit, Gesprächen mit Ehepaartherapeuten, Sexualmedizinern, Scheidungsanwälten sowie auch betroffenen Paaren bin ich im Besitz einer umfassenden Sammlung statistisch abgesicherter Aussagen über die Folgen nahezu jeder Art von ehelichem Verhalten. Fast punktgenau, das heißt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, kann vorhergesagt werden, wie sich eine Beziehung weiter entwickeln wird, wenn irgendetwas, nahezu egal was, geschehen ist.
… Diesen enormen Schatz an Wissen verwende ich in meinen Vorträgen und in Fachartikeln, die mir mittlerweile gutes Geld einbringen, so, dass ich unsere Großfamilie ganz leicht allein ernähren könnte. Das ist natürlich nicht notwendig, denn Sandra und Penny haben bei Waldenfels entsprechend hohe Gehälter. Dazu kommt, dass Paula die Ratschläge und Unterstützung, die ich ihrem Unternehmen zeitweise immer noch angedeihen lasse, ausgesprochen großzügig honoriert. Ich will das eigentlich nicht, aber sie besteht darauf. Ihre Dankbarkeit zwinge sie dazu, meint sie lachend, wenn wir darüber sprechen.
… Ich habe ein großes Beziehungsnetzwerk aufgebaut. Universitätsinstitute, Forschungseinrichtungen, niedergelassene Mediziner und Therapeuten, Berufsverbände aus der gesamten westlichen Welt fragen bei mir nach Ausarbeitungen zu bestimmten Themen. Im Gegenzug erhalte ich Ergebnisse neuer Studien und Untersuchungen, manchmal auch hoch brisante Informationen, die unter Verschluss gehalten werden und bei deren Verwendung ich sehr vorsichtig sein muss.
… Bei meiner Arbeit konzentriere ich mich auf Europa und Nordamerika. Meist sind Studien, die in einem dieser Länder erstellt wurden, ganz gut auf die anderen Länder übertragbar, denn das grundsätzliche kultur- und gesellschaftspolitische Verständnis ist sehr ähnlich, ausgenommen sind vielleicht gewisse christlich-konservative Gebiete im mittleren Westen der USA. Nicht beschäftigt habe ich mich bisher mit den asiatischen, arabischen und afrikanischen Kulturkreisen, dort sind die Umstände doch ziemlich anders als bei uns.
… Sandra erhält von mir meist grob zusammengefasste Informationen, damit sie im Generellen Bescheid weiß, und nur, wenn sie Interesse hat, fragt sie nach Einzelheiten. Valentina ist da anders. Seit sie begonnen hat, mit mir zu arbeiten, involviert sie sich ganz tief in die Unterlagen. Das tut auch ihre Freundin Bettina, unsere Angestellte, aber sie muss das tun, denn sie verwaltet das gesamte Archiv. Das würde nämlich meine eigenen zeitlichen Möglichkeiten bei Weitem übersteigen. Im Gegenteil, ab Herbst wird eine weitere Kraft hinzukommen.
… Die Ergebnisse, die wir daraus ableiten, sind unterschiedlich, viele sind neutral hinsichtlich der Gefühle, die sie bei uns erzeugen, manche jedoch sind recht witzig in ihrer Aussage, andere stimmen nachdenklich, manche eher bedenklich und leider gibt es auch viele, die traurig machen oder sogar als abscheulich empfunden werden. Bei solchen Aussagen sind besonders Valentina und Bettina, aber auch zeitweise Sandra ziemlich entsetzt, wozu Eheleute imstande sind, was sie einander antun können.
… Bis zu ihrem Tod war Clara Millstedt äußerst interessiert, mit mir die jeweiligen Ergebnisse zu diskutieren und die Ursachen für Veränderungen zu ergründen, die sich im zeitlichen Verlauf ergeben haben. Viele dieser Veränderungen hat sie richtig vorausgesagt, das ist für Sandra und mich heute noch erstaunlich. Zum Beispiel lag die Scheidungsrate in Deutschland während unserer Therapie bei 50 Prozent. Clara prophezeite mittelfristig einen kontinuierlichen Rückgang und begründete das mit einer größeren Bereitschaft, außerehelichen Sex in Therapien aufzuarbeiten und andererseits mit einer Veränderung im Fremdgeh-Verhalten. Waren beim Ehebruch Männer deutlich in der Überzahl, würde sich das zu mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern verschieben, und wenn beide einander betrögen, wäre die Ehe leichter heilbar.
… Da hat Clara völlig richtig gelegen. Die Scheidungsrate in Deutschland sank ab 2011 von über 50 Prozent kontinuierlich bis auf 33 Prozent im Jahr 2018. Die Statistik über die Ursachen vermitteln kein ganz klares Bild, aber die von ihr genannten Gründe dürften sicher dazu beigetragen haben. Der starke Anstieg an fremdgehenden Frauen ist klar belegt. Ebenso ist die Zahl erfolgreicher Therapien angestiegen, erfolgreich in dem Sinne, dass die Ehe fortbestehen konnte. Das hat drei Ursachen: Zum Ersten sind mehr verfügbare Therapeuten im Einsatz, zum Zweiten ordnen Scheidungsrichter vermehrt eine Therapie an, um der Ehe eine Chance zur Sanierung zu geben, und zum Dritten schließlich sind es die Ehepaare selbst, die häufiger bereit sind, einen Therapeuten zu konsultieren. Das führt uns aber zu einem Dilemma, auf das Clara hingewiesen hat und das bis heute nicht gelöst ist: die chronische Unterversorgung an Psychotherapeuten. Obwohl deren Zahl in allen Staaten der westlichen Welt deutlich gestiegen ist, vielleicht auch ein ganz kleín wenig mein Verdienst, sind es immer noch viel zu wenige. Also heißt es für mich weitermachen.
… Etwas hat Clara nicht vorausgesehen, nämlich dass seit 2019 die Scheidungsraten wieder steigen, und zwar relativ schnell. Innerhalb von drei Jahren haben wir im Jahr 2021 wieder fast 40 Prozent in Deutschland erreicht. Ganz allgemein schiebt man das auf Corona. Die Lockdowns hätten dazu geführt, dass Ehepaare gezwungen waren, hauteng ‚aufeinanderzukleben‘ und das hätten sie nicht ausgehalten. Das mag vielleicht zu einem bestimmten Prozentsatz stimmen, aber die wesentliche Ursache ist das meiner Meinung nach nicht, zumal Corona erst ab 2020 zur Pandemie wurde. Ich habe in dieser Zeit die Gelegenheit und auch die Zeit gehabt, online bei Therapiesitzungen, die ja auch während der Lockdowns erlaubt waren, mitzuhören, natürlich immer mit Zustimmung der Betroffenen. Dies sowie andere Quellinformationen bestärken mich in der Annahme, dass die gestiegenen Scheidungsraten eine Antwort betrogener Männer auf ihre fremdgehenden Frauen ist. Das erhärtet auch meine Umfrage bei Scheidungsanwälten.
… Sehen wir uns die Fakten an: Im Jahr 2012 war jede fünfte Frau ihrem Partner irgendwann einmal untreu, 2020 war es bereits jede dritte. Im gleichen Zeitraum ist die Anzahl der fremdgehenden Männer mit etwa einem Viertel nahezu gleichgeblieben. Das bedeutet, dass aktuell deutlich mehr Frauen Ehebruch begehen als Männer. Und besonders bei der Altersgruppe der bis zu Vierzigjährigen ist der Unterschied eklatant. Es gibt Analysen, dass es bei diesen Frauen fast 40 Prozent sind, die fremdgehen, und meine eigenen Wahrnehmungen bestätigen das.
… Unsere Psychologin Clara Millstedt hätte das vermutlich in dieser Deutlichkeit nicht für möglich gehalten, aber es ist nicht unlogisch, wenn wir uns die gesellschaftspolitische Situation anschauen. Die Erziehung junger Mädchen hat sich in den letzten drei Jahrzehnten schrittweise gewandelt und ist jetzt völlig anders als davor. Mütter, die durch die Frauenbewegungen inspiriert worden sind, Medien, feministische Politikerinnen wirken auf die Mädchen im dafür empfänglichen Alter ein. Es wird ihnen zum einen richtigerweise gesagt, dass sie alles werden und erreichen können, was sie sich vorstellen, dass sie gleichberechtigt sind und ihre Frau stellen und sich alles zutrauen sollen. Das sind wichtige Bestandteile ihrer künftigen Persönlichkeit. Ich kann das sehr genau beurteilen, denn genau darauf bauen wir, wenn wir über das Konzept zur Gewinnung weiblicher Führungskräfte für Waldenfels reden.
… Leider werden sie aber zum anderen auch dahingehend konditioniert, dass ihnen alles, was sie wollen, auch zusteht. Dass sie sich mit allen Mitteln wehren müssen, wenn ihnen irgendwer, besonders ein Mann, irgendetwas verweigert. Dass sie in militanter Weise gegen jeden alles durchsetzen, was sie sich vorstellen, und dass das ihr gutes Recht ist, auch wenn sie objektiv im Unrecht sind. Dass sie sich nichts sagen lassen müssen, schon gar nicht von ihren Männern. Und mit diesem Verständnis ihrer Persönlichkeit treffen sie auf Männer, die von ihren Müttern im Gegenzug dazu erzogen wurden, Streitigkeiten zu vermeiden und immer lieb und nett und nachgiebig zu sein.
… Wo sind die Väter, wird man sich fragen, die vielleicht ein Korrektiv darstellen können? Die sind leider oft nicht existent. Sie sind beruflich eingespannt und überlassen die Erziehung ihren Frauen. Oder sie sind geschieden und haben wenig Möglichkeiten einzugreifen. Und die vielen Patchworkväter, die es heute gibt, dürfen das meist nicht. Das ist der Trend, der sich derzeit abzeichnet. Derart ‚herangebildete‘ Frauen sind zwar immer noch in der Minderheit, aber die wächst schnell.
… Das Ergebnis dieser Erziehung sieht man in den neueren Fremdgeh- und Scheidungsstatistiken der letzten Jahre. In jungen Beziehungen sind Männer oft duldsam, während Frauen sich relativ schnell, wenn’s im Bett nicht so läuft oder auch aus anderen Gründen, einfach weil sich die Gelegenheit ergibt, andere Partner suchen. Sie ‚dürfen‘ ja, weil es ihnen so eingetrichtert wurde, ohne Rücksichtnahme auf ihre Ehemänner. Mehr noch, sie kommen gar nicht auf die Idee, überhaupt an ihren Partner zu denken, und sind dann total erstaunt, wenn der sich das nicht gefallen lässt und die Beziehung aufkündigt.
… Es ist schon merkwürdig. Da wird heute mit ungeheurem Aufwand geheiratet, Hochzeiten, die mehrere Zehntausend Euro verschlingen, sind keine Seltenheit. Meist sind die jungen Bräute hierfür die treibende Kraft. Sie feiern den angeblich ‚schönsten Tag‘ in ihrem Leben. Und wenige Monate später haben sie ihren ersten Fremdsex. Sie versprechen bei der Hochzeit sexuelle Treue und haben keinerlei moralische Konflikte, dieses Versprechen beliebig zu brechen. Wie Clara Millstedt schon vor Jahren gesagt hat, ist dabei ihr Unrechtsbewusstsein nicht größer als beim Falschparken, und wie gut kann ich das mittlerweile nachvollziehen.
… Das zeigt sich zum Beispiel bei heutigen Junggesellinnenabschieden. Während die männlichen Gegenstücke sich meist damit begnügen, in einem großen Besäufnis zu enden, nur manchmal treten Stripperinnen auf und nur selten entstehen daraus erotische Handlungen, schon allein wegen der Alkoholmengen, entwickeln sich Junggesellinnenabschiede durchaus gerne zu Sexpartys, wobei das durch zuviel Alkohol noch begünstigt wird. Doch anders als bei demjenigen vor über zwanzig Jahren, durch welchen meine Ehe haarscharf am Aus vorbeigeschrammt ist, wird das heute von den meisten Beteiligten so gewollt. Und der Gruppendruck zwingt die eher Zögerlichen, mitzumachen. Ganz bewusst werden Männer eingeladen, Stripper oder auch andere, und es ist zuerst für die Braut, dann auch für die anderen jungen Frauen fast ‚Pflicht‘, wildfremde Schwänze zu lutschen. Und nicht selten passiert auch mehr. Es geht darum, sozusagen noch einmal vor der Hochzeit den freien Willen auszukosten. Das dies bereits Betrug ist, kommt kaum in den Sinn.
… Dieses zügellose Feiern kommt übrigens aus England. Dort heißen die Junggesellinnenabschiede ‚hen party’ oder ‚hen do‘. Und dort entstand die Sitte, dass die Braut mehrere fremde Schwänze zu blasen hat.
… Die meisten der Begleiterinnen der Braut sind vermutlich in festen Beziehungen, manche bereits verheiratet, vielleicht sogar noch ziemlich frisch. Dann haben wir das, was ich bereits geschrieben habe, Fremdgehen kurz nach der Hochzeit. Und die meisten jungen Ehemänner verkraften das nicht, wenn sie davon erfahren. Die Engländerinnen sagen zwar: ‚What happens at the hen do, stays at the hen do’, aber das spielt es in der Realität nicht. Irgendwann erfahren die Ehemänner das. Bei solch jungen Ehen stehen Liebe und Treue an oberster Stelle und das Vergebenspotenzial ist noch vergleichsweise gering, also gibt es nur geringe Chancen auf ihren Fortbestand.
Als Sandra diese Absätze Korrektur gelesen hat, ist ihr Einwand gekommen. Die Leser könnten fälschlich annehmen, dass ich der Meinung bin, alle modernen jungen Frauen würden sich so verhalten. Ich hätte das viel zu apodiktisch formuliert. Vielleicht hat sie Recht, deshalb füge ich hier dazu, dass das selbstverständlich nicht der Fall ist. Es handelt sich nach wie vor um eine Minderheit, allerdings eine in den letzten Jahren schnell wachsende, wie die Zahlen belegen, beispielsweise der Anstieg der Scheidungsraten und die Anzahl der Ehen, die wegen Fremdgehens der Ehefrau geschieden werden.
… Sandra, Penny, Paula und ich haben unsere Kijnder anders erzogen. Unseren Jungs haben wir natürlich beigebracht, ihren künftigen Partnerinnen mit Augenhöhe zu begegnen, mit allem, was dazugehört, wie wir es selbst gelernt haben. Wir haben ihnen die Gleichwertigkeit der Geschlechter eingeimpft. Aber in vielen Váter-Sohn-Gesprächen habe ich auch erläutert, worauf es beim Mannsein ankommt. Trotz aller Emanzipation sind Frauen beim Sex gerne bereit, sich vom Mann führen zu lassen. Sie sagen zwar oft, wie sie es möchten und bringen Ideen ein, aber die Ausführung überlassen sie meist ihm. Das ist keine einfache Bürde, denn zum Unterschied von früher sind Frauen heute viel selbstbewusster. Sie wollen Erfüllung beim Sex und der Mann muss dafür sorgen. Er bestimmt im Prinzip, wie gut der Sex für seine Frau sein wird.
… Natürlich haben meine Jungs zunächst gelacht und gemeint, sie wüssten vieles besser. Natürlich, sie haben dank Internet viel mehr Informationen als die Generationen vor ihnen, aber ich habe ihnen gezeigt, wie man bei solchen Informationen die Spreu vom Weizen trennt. Wir reden offen über faires und respektvolles Sozialverhalten.
… Genauso haben wir es mit unseren Töchtern gehalten. Im Gegensatz zu vielen heutigen jungen Mädchen haben sie gelernt, was die wesentlichen Faktoren in einer Beziehung sind und wie Gleichberechtigung, Loyalität und Rücksichtnahme auszusehen haben. Wir haben ihnen Negativbeispiele gebracht und vor Kurzem haben wir über Yanniks ehemalige Freundin Irina gesprochen. Natürlich haben wir alles darauf angelegt, dass sie selbstbestimmte, unabhängige junge Frauen werden, aber Sandra und Penny haben ihnen bei allen Gesprächen sehr klargemacht, dass Emanzipation nicht bedeutet, alle Wünsche auf Kosten ihrer Beziehungspartner auszuleben. Auch hier geht es um Augenhöhe.
… Als Sandra und ich vor knapp einem Jahr beschlossen haben, einen Versuch mit der Geschichte ‚Ehepaar auf Abwegen‘ zu starten, haben wir nicht damit gerechnet, dass unsere Kiinder dahinterkommen würden. Etwa im November letzten Jahres hat Valentina Sandra und mich gefragt, ob ich der ‚Kanzler‘ bin und ‚Sandra’ ihre Mutter. Wir waren zunächst enorm verblüfft, aber dann habe ich erkannt, wie logisch das ist. Unsere Kiinder surfen auf Sexplattformen, klar, alle Teenager tun das. Irgendjemand ist auf ‚Ehepaar auf Abwegen‘ gestoßen und sie haben untereinander diskutiert. Sie kennen natürlich unser Leben und auch unsere polyamore Beziehungsstruktur. Und sie sind clever, sie haben eine Strategie überlegt, wie sie bei uns, auch bei Hildegard, Paula und deren Vätern, ja sogar bei Berta und anderen Mitarbeitern der Villa durch geschickte Fragen weitere Informationen ‚herauskitzeln‘, die sie dann als Mosaiksteinchen zusammengesetzt haben.
… Dann erst ist Valentina mit der entscheidenden Frage auf uns zugekommen. Ich habe, nachdem ich meine Überraschung in den Griff bekommen habe, das Thema an mich gezogen. Am darauffolgenden Wochenende habe ich unsere Zehn um mich versammelt und ihnen reinen Wein eingeschenkt. Ich habe ihnen die Gründe erläutert, mein Buch, von dem sie wussten, dass ich es gerade schreibe, und die Idee, einige Folgen aus ‚Ehepaar auf Abwegen‘ dort unterzubringen. Zwei Monate später habe ich sie dann auch informiert, dass aus ‚Ehepaar auf Abwegen’ ein separates Buch werden würde. Und ich habe sie zu absolutem Stillschweigen vergattert und ich kann mich darauf verlassen, dass sie das einhalten werden, wir haben unsere Kijnder zur Handschlagsqualität erzogen.
… Aber eines ist damit klar, unsere Kjinder lernen mit jeder Episode mehr vom Sexleben ihrer Eltern. Das hat anfangs zu Diskussionen mit Sandra, Penny und Paula geführt, denen das gar nicht recht war. Aber sie haben eingesehen, dass es nicht vermeidbar war, ehrlich zu sein, und die Kiinder haben das sehr geschätzt, Vertrauen gegen Vertrauen. Seither sprechen wir immer wieder darüber, im Prinzip sind sie genug dafür. Wir nutzen das mittlerweile, wenn wir darüber reden, wie man sich in Beziehungen wertschätzend und auf Augenhöhe verhält. Und wir sind sehr glücklich, zu erleben, dass unsere Kinnder unsere Werte teilen.
… Nur in einem Punkt sind sie abweichender Meinung. Alle unsere Zehn wollen nicht unser Lebenskonzept der Polyamorie kopieren, sie sind monogam orientiert, auch Valentina, obwohl sie eigentlich Baran liebt, aber das Kjind eines anderen bekommen hat. Und diese Grundhaltung ist für uns völlig in Ordnung. Unsere Psychologin Clara Millstedt hat ja immer darauf hingewiesen, dass monogames Verhalten in guten Beziehungen der sogenannte Normalzustand ist. Aber unseren Kiindern ist mittlerweile klar, wie es bei ihren Eltern zur Polyamorie gekommen ist, es war von uns nie bewusst gesteuert, sondern hat sich einfach ergeben. Und sie kritisieren das nicht, im Gegenteil, sie lieben ja unsere Großfamilie, sie halten zusammen wie Pech und Schwefel, und, wie ich einmal zu ihnen lächelnd sagte, wenn ihre Eltern streng monogam geblieben wären, würde es einige von ihnen nicht geben.
… Aber die Erkenntnis, dass meine Kiinder seit damals zu meinen Lesern gehören, kann mein Schreiben natürlich beeinflussen, zumindest unbewusst. Ich komme seither schon in Versuchung, das eine oder andere zu beschönigen. Aber ich tue das nicht, ich versuche, ehrlich zu bleiben, vor allem, weil Valentina nach jenem Gespräch darum gebeten hat. Sie wusste genau, wie sich mich nehmen musste. Sie hat sich auf meinen Schoß gesetzt, mit ihrer Empathie meine Gedankengänge erraten und gesagt: „Bitte, Pápa, nimm keine Rücksicht auf uns. Ich soll dir von uns allen ausrichten, dass du weiter bei der Wahrheit bleiben sollst. Bitte frisier‘ die weitere Geschichte nicht, um uns vielleicht zu schonen. Wir sind alle genug. Du kannst ehrlich erzählen, wie sich alles wirklich zugetragen hat.“
… Und das habe ich ihr hoch und heilig zugesichert.

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