Ehepaar auf Abwegen, 19. Teil

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Ehepaar auf Abwegen, 19. Teil
Heute (Samstag, 28. Januar 2023)
… „Liebling, wie weit bist du, ich komme jetzt mit der Flasche Wein“, tönt die Stimme meiner Frau aus der Sprechanlage. Es steckt zwar eine Frage in dem, was sie sagt, aber ich weiß, dass ich darauf nicht antworten muss, denn sie ist garantiert schon unterwegs.
… Gerade habe ich den letzten Satz der 18. Episode fertiggeschrieben: „… aber am Anfang beim Ausziehen der Kleider und beim Strippen hätte sie sich verweigern müssen. Aber sie hat mitgemacht.“ Ich lese nochmals kurz darüber, dann klicke ich auf ‚Speichern‘.
… Es ist Samstagabend und völlig ruhig im Haus. Unser Ältester ist dieses Wochenende nicht nach Hause gekommen, alle anderen sind unterwegs und gehen ihren Vergnügungen nach. Der erste Winter nach Corona wird voll ausgenutzt und es ist die letzte Möglichkeit, bevor die Lernphase beginnt.
… Jetzt erscheint meine Frau, nennen wir sie der Einfachheit halber ‚Sandra‘, mit einer Flasche Rotwein in der Hand, ein Blauer Zweigelt aus Österreich, den wir beide am liebsten haben. Sie stellt den Wein auf meinen Schreibtisch und holt Gläser aus dem Schrank an der Wand. Sandra und ich teilen uns ein geräumiges Arbeitszimmer, das mit allem Nötigen bestens bestückt ist.
… „Wie geht’s dir mit der neuen Episode, Marco?“ Sie sagt natürlich nicht ‚Marco‘, sondern meinen richtigen Namen. Sie mag ‚Marco‘ nicht und hat mich gefragt, wie ich ausgerechnet darauf gekommen bin. Ich weiß es nicht mehr. Als ich vor einem halben Jahr probehalber den ersten Teil von „Ehepaar auf Abwegen“ schrieb, ist mir dieser Name irgendwie in den Sinn gekommen.
… Erst als ich den dritten Teil fertiggestellt habe, hat sie über den Namen zu meckern begonnen. Sie liest ja alle Teile Korrektur, sie hätte mir das gleich sagen können. Herausgeredet hat sie sich, typisch Frau, dass sie nicht gedacht hätte, dass etwas ‚Größeres‘ daraus wird, also habe sie dem Namen keine Wichtigkeit beigemessen. Ja, meine liebste Sandra, Pech gehabt, wenn zwei Teile bereits hochgeladen sind, ist es vorbei mit solchen Änderungswünschen.
… „Soeben fertiggeworden“, beantworte ich ihre Frage, „es war ziemlich schwer. Jetzt bist du dran. Walte deines Lektorenamtes.“
… „Muss das diesmal sein? Ich glaube nicht, dass ich daran erinnert werden will.“
… Es ist mir natürlich klar, dass der 18. Teil für sie außerordentlich schwierig ist. Er behandelt den Beginn des dunkelsten Kapitels unserer Ehe, eigentlich unseres ganzen Lebens. Ich habe vier Tage daran gearbeitet, natürlich nicht am Stück, aber immer wieder zwischendurch, und habe öfter einige Passagen umgeschrieben, denn auch mir ist es schwergefallen, möglichst originalgetreu wiederzugeben, was geschehen war.
… Sandra weiß natürlich, dass vor allem sie dabei nicht gut wegkommt, aber sie reißt sich am Riemen und setzt sich in meinen bequemen Bürostuhl, den ich gerade für sie freigemacht habe. Ich öffne den Wein und schenke zwei Gläser ein. Eins drücke ich in ihre Hand und mit dem zweiten stoße ich mit ihr an. Um sie etwas aufzuheitern, sage ich zu ihr: „Wir haben schon lange kein Samenspiel mit Rotwein mehr gemacht, mein Liebling. Die fädigen weißen Milchstraßen im roten Universum waren doch immer ein schöner Anblick.“
… Sandra sieht mich an und lächelt: „Dein Sperma im Rotwein, das liebe ich. Ja, das müssen wir unbedingt wieder machen.“ Sie dreht sich jetzt zum Bildschirm, gibt mir ihr Glas zurück und klickt auf das Dokument.
… Sie ist für mich die perfekte Lektorin. Sie kennt meine Gedankengänge in- und auswendig, weiß immer, was ich ausdrücken will und hinterfragt genau, wenn etwas nicht so rüberkommt, wie ich das gewollt habe. Kleínere Fehler bessert sie sofort aus, bei gröberen Dingen fragt sie nach.
… Auf diese Weise arbeitet sie sich eine Stunde lang durch meinen Text. Oft liest sie sich selbst laut vor, um die Wirkung zu überprüfen. Sie baut Sätze um und kürzt ausufernde Wortwendungen. Manchmal blättert sie zurück und liest bereits erledigte Passagen noch einmal. Parallel hat sie auch jenes Dokument offen, in dem alle bisherigen Teile von eins bis siebzehn gesammelt sind. Darin sucht sie nach bestimmten Stellen und überprüft, ob ich mir selbst irgendwo widerspreche. Das kann leicht vorkommen, da ich alles aus dem Gedächtnis niederschreibe.
… Ich bewundere sie, wie sie immer genau weiß, wo sie nachschlagen muss. Es ist fast unheimlich, was sie alles im Kopf hat. Ich stehe hinter dem Stuhl, habe meine Arme auf ihren Oberkörper gelegt und manchmal beuge ich mich über sie und küsse sie verkehrt herum. Und von Zeit zu Zeit reiche ich ihr das Weinglas und sie nimmt einen Schluck.
… Ich betrachte sie von der Seite. Sie ist immer noch die schönste Frau, die ich kenne. Ja, natürlich, wird der Leser einwenden, das ist sehr subjektiv aus meiner Perspektive geurteilt, aber für mich stimmt das. Sie wird im Juni zweiundfünfzig und würde sicher für zehn Jahre jünger durchgehen, wenn es darauf ankäme. Gewiss, das Alter zollt seinen Tribut. Ihre Haut zeigt da und dort Fältchen, dünne graue Strähnchen durchziehen ihr schwarzes Haar, das ihr immer noch in dichten Wellen auf den Rücken fällt, und ihr Bauch ist nicht mehr so flach, wie er trotz ihrer vier Geburten einmal war. Aber sie wirkt immer noch schlank, ihre Brüste hängen kein bisschen und ihre langen Beine sind genauso proportioniert wie vor zwanzig Jahren.
… Trotzdem diskutiert sie das fortschreitende Alter immer wieder mit mir und überlegt, was man alles dagegen machen könnte. Das Einzige, was sie sich seit einiger Zeit gönnt, ist der Friseur, der ihr jetzt zusätzlich regelmäßig die Haare färbt, abgesehen von der Pflege ihrer Hände und Füße, was sie ja auch immer mir zuliebe gemacht hat.
… „Theoretisch“, pflege ich dann zu sagen, „kannst du jedes Jahr Tausende von Euro in den Rachen der Schönheitsindustrie stecken, aber wozu? Willst du als geliftete, botoxgespritzte, operierte Frau, der man das Alter trotzdem irgendwie ansieht, neben einem Mann daherkommen, der dreißig Jahre älter aussieht?“
… Meist bringt sie das zum Lachen. Sie pflegt dann irgendeinen Witz über altgewordene Herren zu machen, und in der Tat muss ich zugeben, dass ich den letzten fünf Jahren stark ergraut bin. Aber unser beider Körper merkt man an, dass wir viel Sport betreiben, vor allem für Kraft und Ausdauer, und wie alles andere versuchen wir, auch das möglichst gemeinsam zu machen.
… Und ihre Wirkung auf Männer hat Sandra nicht verloren, in keiner Weise. Auch deutlich jüngere drehen sich auf der Straße, im Restaurant, im Theater, egal wo nach ihr um, im Nacktbereich des Wellnesshotels glotzen die Männer wie früher und wenn wir bei unseren zahlreichen Reisen abends noch an der Hotelbar stehen, wird sie von alleinreisenden Geschäftsleuten angebaggert. Wir testen das manchmal aus, wenn die Bar gut besetzt ist. Ich lasse Sandra vorgehen und sie ist im Nu von Männern umringt.
… Einerseits schmeichelt ihr das immer noch, aber seit der damaligen Katastrophe beim Junggesellinnenabschied versucht sie alles zu vermeiden, was sie wieder in eine ähnliche Situation bringen könnte. Vor allem lässt sie sich nicht mehr auf alkoholische Getränke einladen und möchte mich eigentlich immer dabei haben, damit ich auf sie aufpasse. Das hat uns die Psychotherapeutin, die unsere Ehe in Ordnung gebracht hat, dringend ans Herz gelegt und genau das machen wir auch.
… Nun ist Sandra mit ihrer Arbeit fertig geworden. Sie dreht sich zu mir um und seufzt: „Was habe ich damals bloß angerichtet? Das war furchtbar!“
… Ich stelle mich wieder hinter sie und gehe in die Knie, sodass unsere Gesichter auf gleicher Höhe sind. Zuerst drehe ich meinen Kopf und gebe ihr einen dicken Dankeskuss, dann sage ich zu ihr: „Es war heftig, ich weiß, aber ich habe ja auch Fehler gemacht. Es ist alles Schnee von vorvorgestern, lassen wir es also ruhen. Und vielleicht hat es vom Schicksal so kommen müssen. Sonst hätten wir vermutlich alles Schöne danach nicht erlebt, auch nicht unsere Therapie und unsere Liebe wäre aus anderen Gründen auf der Strecke geblieben.“
Das muntert sie auf und sie erwidert meinen Kuss. Dann lesen wir den gesamten Text noch einmal gemeinsam durch. Zum Schluss schaut sie mich fragend an und ich nicke ihr zu. Daraufhin öffnet sie die Webseite, kopiert den Text in das dafür vorgesehene Feld und gemeinsam, meine Hand auf ihrer, klicken wir auf ‚Senden‘.
… „Nächste Woche schreibe ich den 19. Teil“, sage ich zu ihr, „der wird auch nicht einfach, aber immerhin haben wir den Einstieg in diese dunkle Zeit geschafft.“
… „Ja, aber für heute braucht dich das nicht mehr zu kümmern, mein Liebster.“ Sandra trinkt ihr Glas leer. Da sie seit Jahren nur wenig Alkohol zu sich nimmt, spürt sie den Wein bereits. „Wir haben jetzt etwas viel Wichtigeres vor, die Kiinder kommen erst gegen Mitternacht zurück.“
… „Aha, und was?“ stelle ich mich begriffsstutzig.
… „Komm‘ mit, ich werd‘s dir zeigen.“ Damit nimmt sie mich bei der Hand und ich lasse mich willig führen, in den Flur und von dort drei Türen weiter in unser Schlafzimmer. Seit wir unser neues Haus bewohnen, haben wir etwas größere Entfernungen zurückzulegen. Bei unserem Ehebett angekommen, zeigt sie mir nun, was sie gemeint hat, sie zeigt mir, dass ich die Liebe ihres Lebens bin, und eine halbe Stunde später darf auch ich ihr das beweisen.
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Damals (Herbst 2001)
Fortsetzung, autobiographischer Inhalt
… Es war beiden, Sandra und Marco, ziemlich mulmig zumute, als sie am darauffolgenden Freitag die Praxis des Frauenarztes betraten. Sie waren pünktlich, es war kurz vor fünf, aber sie wurden noch ins Wartezimmer gebeten. Schweigend saßen sie da und ließen ihre Gedanken schweifen.
… Marco hatte es geschafft, wieder normal mit seiner Frau zu sprechen, wenn es um Haushalt und Kijnder ging, und im Laufe der zu Ende gehenden Woche einen Plan für deren Betreuung zu erstellen, die mit ihrer beider Arbeit verträglich war.
… Am vergangenen Sonntag war man sich nach Betrachten des Films einig gewesen, dass Sandras Arbeitskollegin Britta die Hauptverantwortung für alles trug, was Sandra an sexuellen Ausschweifungen mitgemacht hatte. Aber Marco war dabei geblieben, dass Sandra nicht unschuldig gewesen war. Sie war zwar bereits angeheitert, aber noch nicht besoffen gewesen, als die Entkleidungsspiele begonnen hatten.
… Die Stimme der Schwester riss ihn aus seinen Gedanken: „Frau und Herr Berlinghoff, bitte haben Sie noch einige Minuten Geduld. Der Herr Doktor wird sich in Kürze um Sie kümmern.“
… Marco nickte und widmete sich wieder seinen Überlegungen. Es war zu erkennen gewesen, dass der lange Film, den Sandra von Britta erhalten hatte, nicht alle Szenen zeigte. Die besonders deftigen in Marcos Zusammenschnitt, wie Sandras Erbrechen und das Pissen auf ihren Körper, sah man in der Langversion nicht. Man hatte also bewusst eine Kurzfassung zusammengestellt, in der Sandras Aktivitäten besonders einprägsam dargestellt wurden, und diese ihrem Mann ausgehändigt. Offensichtlich wollte man Sandras Beziehung in bösartiger Absicht beeinträchtigen. Man war sich einig gewesen, dass dafür nur Britta in Frage kommen konnte, und die hatte leider Erfolg gehabt, sogar mehr, als sie erwarten durfte. Marco hatte seinen Freunden erläutert, was er auf Sandras Bauch entziffert hatte, und schwanger war Sandra tatsächlich.
… Das war das, was ihnen auch am meisten zu schaffen machte, und deshalb saßen sie jetzt hier in der Frauenarztpraxis. Franka hatte übrigens Glück gehabt. Wie sie Sandra erzählte, war sie nicht geschwängert worden, obwohl sie ebenfalls nicht verhütete. ‚Verflucht‘, hatte Marco bei sich gedacht, ‚warum muss es ausgerechnet uns treffen?‘
… Als sie dann im Sprechzimmer saßen, hatte Sandras Frauenarzt keine gute Nachricht für sie: „Starten wir zunächst mit den Fakten. Aufgrund Ihrer Aufzeichnungen, Frau Berlinghoff, hatten Sie Ihren Eisprung am Sonntag, also am Tag nach der von Ihnen geschilderten, ähem, Party. Eventuell auch am Montag, was aber keinen Einfluss auf meine Berechnungen hat. Laut Ihren Angaben hatten Sie zuletzt ehelichen Geschlechtsverkehr am Donnerstagabend und am Freitagmorgen, danach bis mindestens Mitte der darauffolgenden Woche nicht mehr.“
… Marco erinnerte sich. Er hätte gerne mit Sandra auch am Samstagmorgen gevögelt, aber sie waren zu spät aufgewacht und Sandra hatte wegmüssen, um ihre Mitfahrerinnen abzuholen.
… „Meine Berechnung würde etwas anders aussehen, wenn Sie am Freitagabend oder Samstagmorgen nochmals Verkehr gehabt hätten. Und sie würde ganz anders aussehen, wenn der Eisprung bereits am Samstag eingesetzt hätte, aber die Wahrscheinlichkeit dazu ist im günstigsten Fall zehn Prozent. Der Eisprung hat also mit neunzig Prozent erst nach der Party stattgefunden. Das bedeutet, dass Ihr Sperma, Herr Berlinghoff, einer ziemlich überlegenen Konkurrenz ausgesetzt war, wenn ich mal so sagen darf. Obwohl es sehr fruchtbar und nach etwas mehr als zwei Tagen durchaus noch einsatzfähig ist, trifft es auf das von mindestens zehn Männern, die möglicherweise mehr als einmal ejakuliert haben. Darunter wird es statistisch Samen mit minderer Fruchtbarkeit geben, aber auch solchen mit hoher, ein Gemisch eben. Wir müssen deshalb mit höherer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, Frau Berlinghoff, dass es einer dieser Männer war, der für die Zeugung verantwortlich ist und nicht Ihr Mann.“
… Während nun Tränen Sandras Wangen hinunterkollerten, spürte Marco, wie Groll in ihm aufstieg, obwohl er eigentlich darauf gefasst gewesen war. Aber es gelang ihm, ihn zu unterdrücken, noch.
… „Können Sie das in Zahlen fassen, Herr Doktor?“, fragte er mit gepresster Stimme.
… „Nur ungefähr. Ich habe mich mit Kollegen von der Frauenklinik abgestimmt und wir haben gewissenhaft alles einbezogen. Die Wahrscheinlichkeit, Herr Berlinghoff, dass Sie der Váter sind, ist gering.“
… „Wie gering?“ Wie aus der Pistole geschossen kam Marcos Frage.
… „Nun ja“, sagte der Frauenarzt und räusperte sich umständlich, „nach allem, was wir vorliegen haben, bei zirka zehn bis zwölf Prozent, im besten Fall fünfzehn bis achtzehn. Es tut mir leid, keine besseren Zahlen nennen zu können. Bedenken Sie aber bitte, wir reden von Statistik. Im Einzelfall kann es ganz anders aussehen. Es kann durchaus sein, dass es eine Ihrer Samenzellen doch geschafft hat.“
… Marco blickte nach rechts, wo Sandra saß. Sie weinte still vor sich hin. Die niedere Wahrscheinlichkeit erschreckte ihn über alle Maßen. „Ich bin Mathematiker und nicht wundergläubig“, antwortete er, „ich kenne die Diskussion über Einzelfälle in der Statistik. Aber ich halte mich lieber an das, was aller Voraussicht nach eintreten wird. Gibt es ein medizinisches Verfahren, die Vaterschaft exakt festzustellen?“
… „Natürlich“, antwortete Sandras Frauenarzt, „sobald das Kíind geboren ist. Die Vatérschaftstests sind schon sehr genau.“
… „Ich meine, schon jetzt, während der Schwangerschaft?“
… „Theoretisch“, erläuterte der Doktor, „der sogenannte pränatale Vaterschaftstest ist bei uns verboten. Sie müssten nach Holland oder Österreich ausweichen. Es ist eine komplizierte Prozedur, bei der Gewebe aus dem Fötus und der Mutter entnommen wird, eine invasive Methode und nicht ungefährlich. Ich muss davon dringendst abraten. Nichtinvasive Möglichkeiten sind im Kommen und werden in einigen Jahren verfügbar sein, aber vermutlich ebenfalls nicht bei uns in Deutschland, zumindest nicht allgemein zugänglich.“
… „Was können wir denn sonst noch tun?“
… „Das kommt darauf an, was Sie beabsichtigen. Sie können zum Beispiel das Kiind zur Welt bringen und behalten. Oder aber dann einen Test machen, und wenn es nicht Ihres ist, zur Adoption freigeben. Sie können eine Abtreibung ins Auge fassen, für die sie jedoch ein Beratungsgespräch benötigen. Das würde ich Ihnen vermitteln. Das wäre bis zur zwölften Woche möglich, also bis Mitte Dezember. In Ihrem Fall wäre die soziale Indikation eindeutig, sie hätten damit möglicherweise sogar bis zur zweiundzwanzigsten Woche Zeit, das müsste man abklären. Aber es sollte reichen, um sich ein Bild zu machen. Innerhalb der nächsten drei Wochen könnten wir sogar noch eine medikamentöse Abtreibung durchführen. Aber Achtung: Je später, desto höher sind die medizinischen und psychischen Risiken.“
… Sandra hatte aufgehört zu weinen und den Ausführungen ihres Arztes mit großen Augen gelauscht. „Abtreibung?“, warf sie jetzt ein, „das will ich ganz sicher nicht. Ich bringe mein Kijnd doch nicht um.“
… „Auch nicht, wenn du dadurch deinen Mann verlierst?“, fragte Marco leise.
… Sie sah ihn lange an, dann begann sie erneut zu weinen.
… „Bitte“, sagte der Doktor zu Marco, „setzen Sie Ihre Frau nicht unter Druck. Ich weiß, dass das eine ganz schwere Entscheidung ist. Aber Sie können sie nur gemeinsam treffen. Vielleicht holen Sie sich Rat bei einem Ehepaartherapeut oder beim Jugendamt. Ich kann Ihnen bei dieser Frage leider nicht helfen.“
… Marco vereinbarte schließlich mit dem Frauenarzt, dass dieser sich bereits um einen Termin für die Abtreibung kümmerte, denn es gab Wartezeiten in der Frauenklinik. Der Termin würde jederzeit storniert werden können.
… Dann half er seiner immer noch weinenden Frau ins Auto und fuhr mit ihr nach Hause. Dort übernahm er von Gerda die Kijnder und brachte sie ins Bett, während Gerda sich um ihre Tóchter kümmerte.
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… Sandra hatte sich über das darauffolgende Wochenende wieder beruhigt. Sie bemühte sich in den folgenden beiden Wochen, ihrem Mann zu zeigen, dass sie wieder in der Lage war, Haushalt, Kiinder und Arbeit zu managen. Im Großen und Ganzen war sie stabil, sodass sie die Ansprüche, die an sie gestellt wurden, erfüllen konnte. Sie hatte immer noch ein enorm schlechtes Gewissen und es tat ihr unendlich weh, dass Marco getrennt von ihr schlief und sich nicht als Teil ihres Haushalts empfand, aber sie hatte gelernt, vorerst damit zu leben. Sie wollte ihm beweisen, dass sie trotzdem zurechtkam, denn auf ihre Kijnder wollte sie nie mehr verzichten müssen.
… Wenn sie einsam im Ehebett lag, drohte sie die Verzweiflung zu übermannen. Eine vierzehn Jahre lang währende, intensive, liebevolle Beziehung war dabei, den Bach hinunter zu gehen, weil sie bei jenem Ausflug nicht rechtzeitig aus den Sexspielen ausgestiegen war.
… Der letzte Besuch beim Frauenarzt hatte zu neunzig Prozent Gewissheit gebracht. In ihr reifte das Babý eines anderen heran. Trotzdem hatte sie begonnen, für das Ungeborene Gefühle zu entwickeln. Das verwirrte sie und war ihr eigentlich unangenehm, denn ihr Mann hatte sich, wenn sie früher mal über einen solchen Fall gesprochen hatten, immer klar geäußert, dass er kein fremdes Kiind akzeptieren würde, und sie wusste nicht, wie sie mit diesem Gegensatz umgehen sollte.
… Sie hatte mit Marco eine Anzahl von Diskussionen gehabt, aber ohne nennenswertes Ergebnis. Er beharrte auf Abtreibung und auch ihr Hinweis, dass er damit möglicherweise sein eigenes Kiind umbrachte, fruchtete nichts. Immer wieder kam er ihr mit Wahrscheinlichkeiten und rein logisch hatte er ja Recht, wie sie für sich selbst einräumen musste.
… Aber sie hatte ihn bewegen können, mit ihr einen Termin beim städtischen Jugendamt wahrzunehmen. Eine sehr nette Mitarbeiterin hatte es möglich gemacht, sie kurzfristig zu empfangen. Sie gab ihnen einen Überblick über alles, was man über Adoptionen wissen musste.
… „Ihre Organisation scheint wirklich effektiv zu sein.“ Marco war voller Lob und die Dame strahlte ihn an. „Aber wir haben Ihnen zu Beginn unser Problem geschildert. Wenn Sandra das Kjnd zur Welt bringt und wir wollen es dann doch behalten, wenn es meines ist, geht das denn?“
… „Natürlich, Herr Berlinghoff. Sie können Ihr Adoptionsvorhaben jederzeit wiederrufen. Selbst, wenn die Papiere bereits unterschrieben sind, können Sie das ein Jahr lang rückgängig machen. Jeder von Ihnen beiden kann das veranlassen.“
… „Das heißt aber doch, dass meine Frau das Recht hat, jederzeit aus der geplanten Adoption auszusteigen. Dann würde das Kiind wieder in unsere Familie zurückkommen, habe ich Recht?“
… „Ja, so ist es. Und Sie, Herr Berlinghoff, und Ihre Frau würden die rechtlichen Eltern bleiben. Das ist ein spezieller Schutzparagraf im Adoptionsgesetz, um die Folgen überhastet getroffener Entscheidungen korrigieren zu können.“
… „Aber wenn ich als Ehemann gar nicht will, dass meine Frau ihre Meinung ändert? Angenommen, ich schließe mit meiner Frau eine Vereinbarung, die das unterbindet?
… „Das wäre nicht möglich“, lächelte die Dame vom Jugendamt, „sie können die gesetzlichen Rücktrittsrechte nicht durch einen privaten Vertrag unterhöhlen.“
… „Dann habe ich hier bei Ihnen keine Lösung für unser Problem.“
… Etwas konsterniert sah Sandra ihren Mann an: „Wir würden doch festlegen, wie wir vorgehen, und ich könnte das Kijnd bekommen. Vertraust du mir nicht?“
… „Nein, leider nicht mehr“, erwiderte Marco, „und in diesem Fall ganz besonders nicht. Du entwickelst jetzt schon Gefühle für dein Báby. Verstehe das bitte nicht als Vorwurf, das ist ganz normal. Aber deine Gefühle werden stärker werden, ich habe mich informiert. Und wenn du dann die Adoption verweigerst, haben wir eine schwierigere Situation als heute. Deshalb nein, keine Lösung für mich.“
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… Sandra hatte sich danach ausbedungen, auch andere um ihre Meinung zu fragen. Marco hatte eingewilligt, unter der Bedingung, im Hintergrund zuhören und sich auch mal einschalten zu dürfen.
… Sandras Ziel war, Bundesgenossen gegen eine Abtreibung zu gewinnen, aber damit hatte sie kein Glück. Alle Männer, die mit dieser Frage konfrontiert waren, gaben Marco unumwunden recht, und alle Frauen schlossen sich nach einigen Überlegungen dieser Betrachtungsweise an. Sandra sprach mit einigen Freundinnen, dann rief sie Agnes Müller an, mit der sie jährlich zu Weihnachten Kontakt gehabt hatte, danach Marcos Mutter in England und schließlich seine Schwester Ingrid. Alle stießen in dasselbe Horn. Trotz aller Risiken plädierten sie für eine Abtreibung. Ingrid war sogar ziemlich besorgt: „Du bist immer so glücklich mit Marco gewesen. Tu‘ ihm ein fremdes Kiind nicht an. Eure Beziehung kann dadurch nur schlechter werden.“
… Fast hätte Marco zwischendurch geschmunzelt, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre. Aber mit jedem Anruf, den Sandra tätigte, fühlte er sich mehr im Recht.
… Sandra hatte sich schon zwei Jahre zuvor angewöhnt gehabt, einmal im Monat mit Mailin zu telefonieren. Oft war Marco dabei und auf Mailins Seite ihr Mann Hubert und dessen Schwester Doris mit ihrem Ehemann Benjamin. Sandra war extrem stolz, beide Ehen gestiftet zu haben.
… Mailin und Hubert Färber hatten mit Doris und Benjamin Sieber ein Jahr zuvor eine Doppelhochzeit gefeiert und die Berlinghoffs und die Robertsons waren als Gäste eingeladen. Es war ein wirklich schönes Fest, das gesamte „Institut für Sexualtherapie“ hatte pausiert und hatte nur für die Hochzeit zur Verfügung gestanden.
… Als Sandra ihnen jetzt erzählte, was vorgefallen war und welchen Rat sie von ihnen erwartete, waren die vier wie erwartet zunächst völlig geschockt. Erst nach und nach kam eine vernünftige Diskussion zustande, die aber letztendlich ebenfalls dort endete, wo Sandra sie nicht haben wollte. Als Marco ihnen die wenigen Alternativen geschildert hatte, waren alle vier ebenfalls für eine Abtreibung.
… Schließlich stießen ihre Eltern ins selbe Horn und nun war Sandra sturmreif geschossen. Sie war zwar weiterhin vom Gefühl her dagegen, aber sie beugte sich Marcos Wunsch und ließ ihren Frauenarzt ans Werk gehen. Den 21. November 2001 würde sie nicht so schnell vergessen. Es war der erste und einzige Tag in ihrem Leben, an dem sie ein ungeborenes Kijnd hergeben musste.
… Medizinisch lief alles glatt, aber psychologisch blieb viel hängen. Ihr Gefühl für das Báby war doch stärker als sie selbst erwartet hatte, Sandra kam damit nicht klar und sie entwickelte praktisch über Nacht eine negative Impulsivität, die sich in aggressiven Ausbrüchen gegenüber einzelnen Personen entladen und sich erst nach langer Zeit wieder legen sollte.
… Vor allem begann Sandra, ihren Mann verbal zu attackieren und mit Vorwürfen zu überhäufen. Vor der Abtreibung hatte sie seine Nähe gesucht und alles versucht, um ihn wieder zu ihr zurückzubringen. Nun aber tat sie, ohne dass ihr das wirklich bewusst wurde, alles, um ihn weiter von sich wegzustoßen.
… Für Marco wurde es nun viel schwieriger. An sich war mit der Abtreibung das größte Hindernis beseitigt, das einer Wiederannäherung im Weg gestanden war. Mit Sandras körperlichen Untreue war er längst im Reinen, das, was noch wesentlich an ihm nagte, war das für eine Ehe so wichtige Vertrauen, das er ihr einfach noch nicht entgegenbringen konnte und das seinen beständigen, im Unterbewusstsein brodelnden Schmerz am Leben hielt. Aber nun hatte Sandra sich gedreht, sie forcierte einen neuen Abstand, indem sie ihren Mann zu beschimpfen begann.
… Marco reagierte mit Ablehnung und zog sich weiter von ihr zurück. Er hörte ihren Vorwürfen einfach nicht zu, aber einmal musste er böse werden, als sie das vor den Kijndern tat. Er drohte ihr, diese wieder wegzubringen, wenn sie damit nicht sofort aufhörte, denn er würde nicht zulassen, dass sie noch mehr verunsichert würden, als sie es ohnedies schon waren. Das wirkte, denn Sandra nahm sich daraufhin sehr zusammen.
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… Anfang Dezember erhielt Marco einen überraschenden Anruf. Seine Sekretärin stellte Sandras Chef durch. „Herr Berlinghoff“, sagte dieser nach der Begrüßung, „ich muss Sie bitten, Ihre Frau sofort abzuholen. Ich werde sie leider aus der Firma entfernen müssen.“
… Marco raste los und traf zwanzig Minuten später im Büro seiner Frau ein. Der Abteilungsleiter erwartete ihn schon und erläuterte: „Sandra hatte ganz normal ihren Dienst versehen. Dann hatte sie einen Disput mit ihrer Kollegin Britta, bis sie plötzlich Amok lief. Sie hat sich auf Britta gestürzt, sie gewürgt, geohrfeigt, an den Haaren gerissen und beschimpft, ich will ihre Worte gar nicht wiedergeben. Wir haben sie zu dritt bändigen müssen und in den Abstellraum gesperrt. Dort tobt sie herum, hören Sie nur.“
… Marco lauschte und tatsächlich vernahm er gedämpftes Schreien und einige Worte, die wie „verdammte Schweine, lasst mich raus“ klangen.
… „Bitte nehmen Sie Sandra mit nach Hause. Ich möchte vermeiden, die Polizei rufen zu müssen, nicht nach so vielen erfolgreichen Jahren der Zusammenarbeit.“
… „Da bin ich Ihnen sehr zu Dank verpflichtet“, meinte Marco, „natürlich werde ich sie jetzt sofort mitnehmen.“
… „Und ich hoffe auch, Sie verstehen“, fuhr Sandras Chef fort, „dass dies ihr letzter Arbeitstag bei uns war. Ich kann leider nicht anders.“
… Marco nickte dazu nur und ließ sich zu seiner Frau führen. Zunächst erkannte sie ihn nicht und tobte weiter, aber er zwang sie mit hartem Griff, vor ihm herzugehen, bis er sie im Auto hatte.
… Zu Hause angekommen, flößte er ihr zwei Beruhigungstabletten ein und brachte sie ins Schlafzimmer.
… Abends kam Sandra, als sie aufgewacht war, ins Wohnzimmer und war sehr beschämt. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, aber sie riss sich wirklich zusammen und berichtete ihm, was vorgefallen war. Britta hatte sie mit gezielten, höhnischen Bemerkungen über ihr Eheproblem derart aufgebracht, dass sie schließlich ausgerastet war.
… „Es tut mir leid“, flüsterte sie zum Schluss.
… Marco war angenehm überrascht, dass diesmal von ihr keine Vorwürfe gegen ihn kamen, wie sonst immer, wenn sie etwas sagte. Deshalb war er milde gestimmt und meinte, dass er dieser Britta jetzt an die Kandare fahren würde.
… Einige Tage später traf er sich mit Sandras Abteilungsleiter, offiziell, um ihre Sachen abzuholen. Aber er nutzte die Gelegenheit, um ihm von Brittas Machenschaften zu erzählen. Zur Unterstützung spielte er ihm einige Szenen aus dem Film vor, und zwar aus der Langversion, nicht aus dem mit Sandras schmutzigen Szenen. „Die Absicht war klar, sie wollte Sandra massiv eins auswischen. Ich weiß nicht, was sie mit Franka und Ramona vorhat“, war Marcos abschließende Bemerkung, „aber da könnte eine Zeitbombe ticken. Nicht sehr beschaulich für Ihren Betriebsfrieden.“
… Sandras Ex-Chef war völlig perplex. Er versprach, das Problem anzugehen, und zwei Wochen später erfuhr Marco, dass man sich von Britta einvernehmlich getrennt hatte.
… Dazu hatte wohl auch eine Hausdurchsuchung an Brittas Arbeitsplatz beigetragen. In der Zwischenzeit nämlich hatte Marco auch ein Gespräch in der Staatsanwaltschaft geführt, denn er wollte abgeklärt haben, ob Brittas Verhalten eine strafrechtliche Relevanz gehabt haben könnte. Zwei Tage später hatte ihm die zuständige Staatsanwältin mitgeteilt, dass im gesamten Film nur eine Stelle in Betracht komme, nämlich die, in der Flüssigkeiten aus kleínen Fläschchen in die Biergläser der Frauen geschüttet worden waren.
… Es hätten Rauschmittel oder K.-o.-Tropfen sein können, aber dafür wurden keine Beweise gefunden. Also wären es mit großer Wahrscheinlichkeit doch Alkoholika gewesen, lautete das abschließende Urteil.
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… Ungefähr um dieselbe Zeit nahm Marco, ohne dass er seiner Frau Bescheid gegeben hätte, Kontakt mit ihren Exkolleginnen auf. Er vereinbarte ein Treffen abends in einem Kaffeehaus und als Franka und Ramona hörten, dass er mit ihnen über jene Wanderung mit anschließender Sexorgie reden wollte, waren sie verunsichert und in großer Sorge. Sie hatten mitbekommen, dass es im Streit zwischen Britta und Sandra genau darum gegangen war.
… Marco berichtete ihnen in Kürze, was sich bei Sandra und ihm ereignet hatte.
… „Die blöde Kuh hat Ihnen wirklich einen Kurzfilm über Sandra übergeben, die ist ja irre“, meinte Franka.
… „Sie hat doch immer wieder gesagt, dass sie es Sandra heimzahlen wird“, ergänzte Ramona, „aber das, das ist doch Wahnsinn.“
… „Naja“, antwortete Marco, „offenbar ein Wahnsinn mit Methode. Bei uns hat sie ihre Ziele erreicht. Was sie mit Ihnen beiden vorhat, weiß ich nicht. Sandra hat gesagt, dass Sie den Film auch erhalten haben?“
… Zögernd gaben die beiden Frauen das zu und Marcos Frage, ob sie ihren Männern davon erzählt hatten, verneinten sie mit betretener Miene.
… „Das kann ich unmöglich tun, dann wäre meine Ehe futsch.“ Franka schien sehr verunsichert.
… „Aber das werden Sie tun müssen“, sagte Marco eindringlich, „bevor es Britta möglicherweise tut. Das würde ich an Ihrer Stelle nicht riskieren. Besser, Ihre Männer erfahren es von Ihnen.“
… Franka schüttelte den Kopf: „Ich bin erst zwei Monate verheiratet. Mein Mann trennt sich doch sofort von mir. Was würden Sie denn an seiner Stelle tun?“
… „Ich würde mit Ihnen offen reden, wenn Sie mir den Fehltritt beichten. Ich hätte mir gewünscht, dass Sandra das getan hätte, wirklich. Je früher, desto besser. Natürlich hätte das ein ordentliches Beben ausgelöst. Aber es hätte nicht den bitteren Nachgeschmack ausgelöst, dass sie es mir verschweigen wollte. Der ist dadurch entstanden, dass ich es durch Brittas Film erfahren musste. Bedenken Sie das bitte. Wenn Ihre Männer Ihnen überhaupt verzeihen können, dann nur, wenn Sie aufrichtig sind. Wenn Sie weiter schweigen, werden Sie keine ruhige Minute mehr haben.“
… Nachdenklich sagte Ramona: „Die habe ich jetzt schon nicht mehr. Wahrscheinlich haben Sie Recht. Aufrichtig sein birgt ein ziemliches Risiko, aber weiter Schweigen ein höheres.“
… „Aber was mein Mann alles im Film sehen wird! Ich bin ja die Hauptfigur. Allein was ich auf den Bauch geschmiert bekommen habe. Stellen Sie sich vor, ich wäre wirklich schwanger geworden.“
… „Sind Sie aber offenbar nicht. Da hatten Sie mehr Glück als Sandra, denn unsere Ehe geht deshalb gerade unter.“
… Mitte Januar luden dann zwei sehr dankbare Frauen mit ihren Ehemännern Marco zum Abendessen ein. Franka und Ramona hatten einen harten Stand gehabt, erzählten sie, ihre Männer wären zunächst ausgeflippt, aber danach waren vernünftige Gespräche möglich gewesen. Und, wie die Männer grinsend ergänzten, beim ehelichen Sex war nun deutlich mehr möglich als davor.
… Marco dagegen wurde bedauert, dass es bei ihm und Sandra nicht gut gelaufen war, und sie gaben zu, dass Brittas verrückter Plan bei ihnen glimpflicher abgelaufen war als bei ihm.
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… Am zweiten Januarwochenende im neuen Jahr 2002 musste Marco den nächsten Schritt zur Trennung von Sandra tun, er zog aus seinem Elternhaus aus, in dem sie zwei Jahre zusammen gewohnt hatten. Es war für ihn nicht mehr möglich, sich laufend Sandras Vorhaltungen anzuhören, die fast jedes Mal kamen, wenn sie einander über den Weg liefen. Er zog zu seinen Schwiegereltern, die ihm ihr Gästezimmer herrichteten. Aber er brach nicht alle Brücken ab, er nahm nur den notwendigen Teil seiner Kleidung und seiner Bürosachen mit.
… Er änderte seine Dienstzeiten in der Firma, sodass er oft zwei Nachmittage pro Woche bei seinen Kijndern verbringen konnte und sich erst, nachdem sie schliefen, wieder an die Arbeit machte. Das hieß damals schon ‚Home Office‘, war aber in den meisten Firmen noch völlig unüblich.
… Die Kiinder wohnten an diesen Tagen im Haus ihrer Großeltern und schliefen in Sandras Jugendzimmer, ebenso an jedem zweiten Wochenende. Das hatte er mit Sandra vereinbaren können, die allgemein einen durchaus stabilen Eindruck machte, aber immer noch Marco die Schuld für ihr zerrissenes Innenleben gab. Sie hatte Marcos Entscheidung, auszuziehen, widerstandslos akzeptiert, erstaunlich angesichts dessen, dass sie sich noch zwei Monate zuvor gegen einen solchen Schritt verzweifelt gewehrt hatte. Aber einen Effekt schien Marcos Auszug auf sie zu haben, denn ihre Schuldzuweisungen hörten danach langsam auf. Das änderte aber nichts daran, dass sie, in Verkennung von Ursache und Wirkung, ihrem Mann die Schuld für ihre aktuellen Probleme gab.
… Weihnachten hatten sie der Kiinder zuliebe zusammen verbracht, aber das war nur deshalb möglich gewesen, weil Sandras Eltern ebenfalls dabei waren. Marco hätte gerne Penny und David auch eingeladen, aber die weilten über Weihnachten wieder in Ohio bei Pennys Eltern. Sie kamen Mitte Januar zurück und erlebten Marcos Auszug hautnah mit.
… So gut es ging, halfen sie den beiden in der folgenden Zeit mit emotionalem Zuspruch, wobei Penny, ohne dass sie es abgesprochen hätten, sich um Sandra kümmerte und David um Marco.
… Dabei hatten es die beiden selbst nicht leicht miteinander. Penny hatte ja eigentlich mit ihrem Kijnderwunsch abgeschlossen, aber letztendlich Davids Wünschen nachgegeben, es nochmals zu versuchen. Sie tat das aus Liebe zu ihm, denn sie selbst wollte diese belastenden Prozeduren eigentlich nicht mehr ertragen.
… So aber unterzog sie sich wieder einmal einer Hormonbehandlung, obwohl bei ihr diesbezüglich alles in Ordnung war, aber es war die Vorgabe des behandelnden Arztes. Dann startete das IVF-Programm, bei dem Penny ein vorproduzierter Embryo eingesetzt wurde. Angeblich war es wieder ein verbessertes Verfahren mit größerer Erfolgschance als bisher.
… Knapp vier Wochen nach Marcos Auszug rief Heinrich Waldenfels an und lud ihn für den folgenden Samstag ein. Karl, der Cheffahrer der Firma, würde ihn abholen und zurückbringen.
… Das Abendessen in der Villa Waldenfels war in jeder Hinsicht perfekt. Marco ließ den Butler ein Lob in die Küche ausrichten, was ihm gewisse Sympathien der Belegschaft einbrachte. Erstmals in seinem Leben war er in einer Industriellenvilla, die beiden Brüder hatten ihn herumgeführt und er hatte sich gebührend beeindruckt gezeigt.
… „Unser Großváter hat das hier alles erbaut“, erzählte Alfred nicht ohne Stolz, „die Villa gehört zu unserem Familienerbe. Meine Tóchter Paula wird alles übernehmen und hoffentlich an die nächste Generation weitergeben. Aber die ist im Moment leider nicht in Sicht.“
… Bevor Marco nachfragen konnte, kam der Butler mit gefüllten Cognacgläsern. Mit diesen bewaffnet marschierten sie in ein Zimmer, in welchem ein Feuer in einem offenen Kamin prasselte und angenehme Wärme verbreitete. Es war die Bibliothek des Hauses, wie Marco durch die Führung bereits wusste.
… Marco fühlte sich nach längerer Zeit wieder etwas wohler, der tiefe Schmerz in seinem Inneren hatte sich zurückgezogen, und nun wollte er den Grund seines Besuchs erfahren.
… „Dann lasst uns den Stier bei den Hörnern packen“, begann Alfred Waldenfels und räusperte sich, „wir möchten gerne drei Punkte mit dir besprechen, Marco. Zwei davon sind, ähem, wie soll ich sagen, ähem … etwas heikel.“
… „Los, raus damit, Alfred.“ Marco runzelte ein wenig die Stirn.
… „Wir haben unser Büro für Recherchen eingesetzt“, begann Alfred jetzt, „du weißt schon, wie wir es euch im Sommer erläutert haben, aber diesmal für private Belange.“
… „Ich verstehe nicht“, war Marco ratlos.
… „Wir haben in eurem Privatleben schnüffeln lassen, nachdem Penny uns von eurem Problem erzählt hat.“
… „Penny hat was?“ Marco war konsterniert.
… „Nein, nicht so, wie du denkst, Marco.“ Alfred versuchte, abzuwiegeln. „Sie hat nichts verraten, keine Details. Sie war nur sehr angespannt, schließlich war sie bei euch hautnah involviert, und da ist es ihr einmal herausgerutscht. Das, was mit euch wirklich geschehen ist, hat unser Büro herausgefunden. Du kannst mir glauben, dass Heinrich und ich ziemlich erschüttert waren. Euer Problem geht uns sehr nahe.“
… „Und was wollt ihr jetzt mit mir besprechen?“
… Heinrich schaltete sich jetzt ein: „Zuerst eine Frage, Marco. Was hast du jetzt mit Sandra vor? Wirst du dich scheiden lassen?“
… Marco starrte ihn überrascht an. Was ging das die beiden an? Bevor er etwas sagen konnte, fuhr Heinrich fort: „Ich weiß, was du jetzt denkst. Und du hast Recht. Eigentlich geht uns das nichts an. Aber du weißt, dass ihr uns ans Herz gewachsen seid. Die Frage hat einen Sinn. Bitte beantworte sie.“
… „Na schön“, gab Marco nach, „hier ist meine Antwort: Nein, ich habe nicht vor, mich scheiden zu lassen, vor allem nicht wegen der Kjnder. Die hätten das nicht verdient.“
… „Sehr gut“, meinte Heinrich Waldenfels darauf, „genauso, wie wir uns das gedacht haben. Wir halten es für wichtig, dass ihr euch die Möglichkeit offenhaltet, wieder zusammenzukommen.“
… „Ich glaube nicht, dass das geschehen wird“, meinte Marco.
… „Man soll niemals ‚nie‘ sagen“, lächelte Alfred nun, „wichtig ist, dass ihr euch nichts verbaut. Darauf solltest du unbedingt achten, nicht nur für dich, sondern auch für Sandra, denn sie selbst kann das im Moment nicht, und ja, unbedingt für eure Kiinder, lass‘ das nicht aus dem Auge.“
… „Naja, da muss ich euch rechtgeben“, gab Marco zu.
… „Derzeit konsumiert Sandra zuviel Alkohol. Es ist noch nicht dramatisch, aber wir müssen sie davon wegkriegen. Das geht am besten mit Arbeit. Was wäre, wenn wir ihr einen Job bei uns geben, in der Abteilung, die unsere internationalen Wirtschaftsverbindungen koordiniert. Das würde sie gut können und sie wäre beschäftigt. Zwei bis drei Tage die Woche, würde ich vorschlagen.“
… „Das würdet ihr tun?“ Marco sah Alfred an. „Damit würdet ihr uns einen großen Gefallen erweisen.“
… Alfred war aufgestanden und hatte reichlich Cognac nachgeschenkt. „Das machen wir sehr gern“, sagte er, „damit kommen wir nun zum zweiten Punkt. Heinrich und ich möchten bis auf Weiteres deine Frau vögeln.“
… Wie von der Tarantel gestochen, fuhr Marco auf: „Bist du bei Sinnen, Alfred, was soll denn das? Nur, weil ich nicht mehr bei ihr wohne, ist sie doch kein Freiwild.“
… „Nur die Ruhe, Marco.“ Alfred schmunzelte. „Jetzt schalte mal dein logisches Denkvermögen ein. Wir sehen eine Frau, die eine ausgeprägte Libido hat und viel Sex braucht und will. Bisher hatte sie einen Ehemann, der ihr alles gegeben hat, was sie brauchte, und noch mehr. Die Welt war für sie in Ordnung. Dann jedoch kam ein Schicksalsschlag, nennen wir es mal so, und seither ist alles anders. Ihre Libido ist weg und ihr Ehemann auch. Skizziere ich das soweit richtig, Marco?“
… „Nun ja“, meinte Marco, „aber woher …“
… „Warte mal, es geht noch weiter. Die Libido der Ehefrau wird wiederkommen, es ist nur eine Frage der Zeit. Dann wird sie untervögelt sein, denn der Ehemann kommt nicht zurück, oder doch?“
… „Nein“, erwiderte Marco, „er kommt nicht zurück, bis auf Weiteres sicher nicht.“
… „Siehst du, jetzt kommen wir zum Punkt.“ Alfred lächelte Marco zu. „Die Ehefrau wird sich orientieren müssen. Sie wird Männerbekanntschaften suchen, je stärker ihre Libido zurückkommt, desto mehr. Sie wird Affären eingehen, One-Night-Stands haben, vielleicht sogar Klubs besuchen, alles spontan, wahllos und unkontrolliert. Wird das in deinem Sinne sein, Marco? Wenn du sie je zurück haben willst, möchtest du sie als ausgefickte Schlampe?“
… „Ich will sie ja gar nicht zurück.“
… „Red‘ keinen Blödsinn. Im Moment vielleicht nicht. Aber in ein oder zwei Jahren? Verbau’ dir im Moment nichts! Sie ist die Liebe deines Lebens, Marco, und du ihre und vergiss eure Kijnder nicht. Es kann noch alles Mögliche geschehen. Und bis dahin sorgen Heinrich und ich dafür, dass sie eben kein Freiwild für andere Männer wird. Wir ficken sie, sagen wir, einmal die Woche, wir geben ihr alles, was sie braucht, überschaubar und kontrolliert. Wir würden dir anbieten, mitzumachen, aber das werdet ihr beide nicht wollen. Aber du kannst jederzeit zuschauen und dich überzeugen, dass alles in Sandras Sinn läuft.“
… Marco überlegte kurz: „Aber was ist, wenn ihr falsch liegt. Wenn sie sich nicht wahllos Männer sucht, sondern nur einen, bei dem sie dann bleibt und nicht unkontrolliert herumfickt?“
… „Das wäre möglich“, meinte Heinrich, „vielleicht weniger wahrscheinlich, grundsätzlich jedoch möglich. Aber ehrlich, Marco, würdest du das wollen? Wäre es für dich eine Alternative, wenn ein fremder Mann in euer Haus einzieht und dort bleibt und zum Stiefváter deiner Kiinder wird? Wäre ein solcher Mann eine bessere Lösung als wir beide?“
… Jetzt dachte Marco ganz intensiv nach. Obwohl er sich eine Rückkehr in seine Ehe nicht vorstellen konnte, sprach sein Unterbewusstsein mit. Weder würde er wollen, dass Sandra sich immer wieder neue Sexpartner suchte, noch, dass ein neuer Mann der Familienvatér wurde, schon seiner Kijnder wegen, denen er das nicht zumuten wollte. So unrecht hatten die beiden Brüder nicht, obwohl ihm ihr Vorschlag völlig abgefahren vorkam. Es stimmte aber schon, Sandras sexueller Appetit würde wieder erwachen und er, Marco, würde nicht zur Verfügung stehen. Und kontrollierte Ficks bei den Waldenfels‘ waren sicher besser als alles, worauf Sandra sonst noch kommen mochte. Die einzige Alternative, die ihm einfiel, war David. Aber der hatte einen anstrengenden Beruf und eine Frau, die auch großen Sexbedarf hatte und der das außerdem nicht recht sein würde.
… „Ich darf noch hinzufügen“, ergänzte Heinrich, „dass wir deine Frau außerordentlich schätzen und in Ehren halten werden. Wir werden nichts tun, was ihr oder dir jetzt oder in Zukunft schadet. Und wenn du nicht mehr einverstanden bist, werden wir sofort aufhören. Was willst du mehr? Kein böses Erwachen wegen Fremdficks deiner Frau!“
… „Ihr wollt Sandra doch nur ficken, gebt es zu.“
… „Natürlich wollen wir Sandra ficken, das wollen wir schon lange, wie du weißt. Aber das Wort ‚nur‘ ist fehl am Platz. Ich glaube, wir haben das gerade ausführlich erläutert.“
… „Wenn ich nicht zustimme, gebt ihr Sandra den Job trotzdem oder nicht?“
… Alfred sah Marco genau an: „Deine Frage gefällt mir nicht, Marco. Du solltest uns mittlerweile doch ein wenig kennen. Natürlich erhält sie den Job in jedem Fall, ganz egal, wie du zu Sandras Sex stehst.“
… Jetzt war Marco betreten: „Tut mir leid, Alfred“, sagte er schnell, „ich wollte euch nicht beleidigen. Ich bin nur ziemlich verunsichert.“
… „Schon vergessen“, mischte sich jetzt Heinrich ins Gespräch, „also was ist, haben wir deine Zustimmung?“
… Marco dachte nochmals kurz nach. Er horchte in sich hinein, warum ihm das Ansinnen der Brüder so zu schaffen machte. Er war getrennt von Sandra, da sollte ihm das eigentlich nichts ausmachen. Aber dem war natürlich nicht so. Er wusste es, tief in seinem Inneren war sie immer noch die Liebe seines Lebens, was würde er vermutlich nie abschütteln können. Und der Schmerz, der immer wieder hochkam, wurde von genau dieser Liebe gespeist. Aber realistisch gedacht, der Vorschlag der beiden Waldenfels schien wirklich das Vernünftigste zu sein, also nickte er den beiden schließlich zu.
… Jetzt war Heinrich am Zug, der gleich das Wort behielt: „Auch unser dritter Punkt ist unabhängig von den anderen, egal, wie du dich entscheidest. Gerade heraus gesagt: Wir wollen einen Enkel als Erben unseres Konzerns. Paula macht dazu keine Anstalten. Sie wird bereits dreiunddreißig, sie ist fast zwei Jahre älter als du. Wir wollen, dass du sie verführst und ihr ein Kiind machst.“
… Jetzt war es heraus und Heinrich lehnte sich erwartungsvoll zurück. Alfred schenkte nochmals nach und Marco fing an, den Alkohol deutlich zu spüren. Aber so betrunken war er nicht, um nicht zu kapieren, was hier von ihm verlangt wurde.
… „Ich verstehe nicht, warum ihr das von mir wollt“, meinte er, „ich habe ihre Bilder im Internet gesehen. Sie ist eine attraktive Frau und kann sich ihre Männer sicher aussuchen.“
… „Das ist nur theoretisch richtig“, antwortete Alfred, „aber sie hat noch nie einen Mann im Bett gehabt.“
… „Warum denn nicht?“ Marco verstand nicht.
… „Weil sie lesbisch ist, ziemlich strikt sogar.“
——————–
… Sechs Wochen waren nun seit Marcos Auszug aus dem gemeinsamen Haushalt mit Sandra vergangen. Die Betreuung der Kijnder hatte sich gut eingependelt, unterstützt von Sandras Mutter Gerda. Sandra und Marco litten unter der Situation, aber sie verdrängten ihre Gefühle. Die Begegnungen zwischen ihnen waren deutlich friedlicher, sie beschränkten sich auf das Notwendigste, wenn es um Arbeit und Kijnder ging.
… So erfuhr er, dass sie am ersten März bei Waldenfels in der Auslandsabteilung beginnen würde. Sie war Marco dafür sehr dankbar, aber der teilte ihr mit, dass die Brüder Waldenfels das ausgeheckt hätten, er sei nur sofort begeistert gewesen, wie er das gehört hatte.
… In der letzten Februarwoche war es dann soweit. Alfred und Heinrich hatten Sandra zum Abendessen in ihre Villa eingeladen und sie hatte angenommen. Karl, der Cheffahrer, hatte sie abgeholt und nun saß sie, bestens bewirtet zwischen den beiden Brüdern und fühlte sich wohl. Zumindest schien es Marco so, der in einem kleínen Raum saß, der an den Speiseraum angrenzte und der mehrere Sichtfenster hatte, durch die man den Speiseraum überblicken und alles hören konnte, was dort gesprochen wurde, ohne selbst wahrgenommen werden zu können.
… Heinrich hatte Marco zuvor mit diesen Räumen vertraut gemacht. Der Speiseraum war nicht sehr groß und seine Einrichtung etwas veraltet. Er war, wie Marco bereits wusste, auch nicht der offizielle Speisesaal, in welchem man die Gäste empfing, sondern er war von ihrem Großvater errichtet worden, um ungestört die eine oder andere Liebesdienerin empfangen zu können. Zur Vervollständigung gab es daneben einen Schlafraum, der wie ein Boudoir aus dem siebzehnten Jahrhundert eingerichtet war. Zwei riesige Doppelbetten beherrschten diesen Raum, den man ebenfalls durch Sichtfenster einsehen konnte.
… Die beiden Brüder waren wie immer ausgezeichnete Gesellschafter. Sie sprühten vor Witz und Charme und mehr als einmal gelang es ihnen, in Sandras eher düsteres Gesicht ein Lächeln zu zaubern. Sie hatte sichtlich begonnen, sich zu entspannen, und Marco registrierte das mit einer gewissen Erleichterung. Wenn es ihm auch unmöglich schien, mit ihr je wieder zusammenzukommen, so war sie immerhin die Mutter seiner Kjnder und sie hatten vierzehn gemeinsame glückliche Jahre verbracht, das konnte man nicht so einfach vom Tisch wischen. Natürlich wünschte er ihr, dass es ihr gut gehen möge, aber Alfreds und Heinrichs Vorhaben löste trotzdem gemischte Gefühle in ihm aus.
… Er war nun gespannt, wie die beiden es angehen würden, um Sandra in ihr Bett zu bekommen, und wie er erkennen musste, war das gar nicht so schwer. Als Sandra nach dem Dessert zwei Cognacs getrunken hatte und in gelöster Stimmung war, begann Alfred, behutsam über ihre Situation zu sprechen. Sie wüssten alles Wesentliche, was passiert sei, und aufgrund ihrer großen Wertschätzung wollten sie helfen. Sie müsse raus aus ihrem Loch, in dem sie vollends verschwunden sei, seit Marco ausgezogen war. Bei der Erwähnung von Marcos Namen rollten zwei Tränen über ihre Wangen.
… „Wir wissen, wie dir zumute ist, Sandra“, meinte Heinrich darauf, „und wir wünschen euch sehr, dass ihr irgendwann wieder zusammenfindet. Aber bis dahin sehen wir es als unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass du uns nicht vor die Hunde gehst. Du hast dich zu Hause eingeigelt und du trinkst zuviel. Außerdem bist du untervögelt, keine Widerrede“, ergänzte er mit bestimmtem Tonfall.“
… „Kurzum“, sagte Alfred, „wir wollen verhindern, dass du irgendwelchen Unsinn machst, den du später bereuen würdest. Deshalb haben wir dir einen anspruchsvollen Job gegeben, den du in der kommenden Woche antreten wirst.“
… Sandra hatte sich wieder beruhigt und still zugehört. „Ich danke euch wirklich sehr für diesen Job“, beteuerte sie, „ich werde mir alle Mühe geben.“
… „Das wissen wir doch“, lächelte Heinrich sie an, „du wirst die Aufgabe hervorragend meistern. Und wir haben eine Bitte, nämlich dass du zu Hause nichts mehr trinkst. Nur hier, unter unserer Kontrolle, falls dir danach zumute ist.“
… Sandra starrte ihn verblüfft an: „Ich bin doch keine Alkoholikerin!“
… „Noch nicht.“ Heinrich lächelte immer noch. „Wir wollen aber nicht, dass du es wirst. Also geht das klar?“
… Sandra nickte. In der Tat war ihr der Cognac zu Kopf gestiegen, aber in diesem Fall hatten die Brüder das beabsichtigt. „Ihr seid richtig lieb“, meinte Sandra nun, „wie kann ich mich nur revanchieren?“
… „Das ist nicht schwer“, sagte Alfred augenzwinkernd, „du bist untervögelt, wie wir gerade festgestellt haben, und brauchst einen Mann. Hier sind gleich zwei, die ebenfalls zu wenig Sex haben.“
… Marco sah, wie Sandras schöne dunkle Augen rund und groß wurden: „Du meinst, wir sollen hier …?“ Sie vollendete den Satz nicht.
… „Nicht hier.“ Heinrichs Lächeln war breiter geworden. „Nebenan ist’s bequemer, du wirst gleich sehen, komm‘ mit.“ Er stand auf, nahm sie bei der Hand und führte sie in den Nebenraum. Staunend betrachtete sie die großen Betten mit den vielen Kissen. Alles schien Jahrhunderte zu sein.
… „Hier?“, fragte sie ihn.
… „Genau hier.“ Er zog sie an sich und küsste sie. Ihr Widerstand war nur schwach.
… „Ich mag euch beide sehr“, sagte sie nach einer Weile, „seit wir im Sommer zusammen Sex hatten. Aber selbst, wenn ich wollte, es geht nicht. Was soll ich Marco sagen?“ Ihr Unterbewusstsein steuerte vermutlich ihr Gewissen.
… „Im Moment gar nichts“, antwortete Alfred, „ihr wollt doch beide im Moment keinen Sex miteinander. Aber wenn das doch wieder der Fall sein sollte, was will Marco lieber hören: Dass du es unkontrolliert mit irgendwelchen Männern getrieben hast oder mit uns, überschaubar und jederzeit beschützt?“
… ‚Die beiden sind wirklich raffiniert‘, musste Marco in seinem Versteck einräumen, ‚sie wissen genau, dass Sandra es braucht und schon viel zu lange abstinent war. Und sie bieten eine echte Lösung.‘
… Offenbar war auch Sandra zu diesem Ergebnis gekommen und als Heinrich sie erneut küsste, ergab sie sich seinem Drängen. Doch dann fiel ihr noch etwas ein: „Es geht nicht. Ich verhüte seit der Abtreibung nicht.“
… Alfred schmunzelte: „Natürlich geht es. Sieh‘ mal, ein ganzes Paket Kondome dort auf dem Nachttisch. Normalerweise benötigen wir die nicht, aber wir wollen dir ganz bestimmt keine Probleme bereiten.“
… Wieder musste Marco die beiden älteren Herren bewundern. Mit ihrem Geld und ihrer Stellung hätten sie Sandra einfach blank ficken und ihr im Zweifelsfall eine weitere Abtreibung aufbürden können. Aber sie machten alles richtig und sie signalisierten Rücksichtnahme und Fürsorge, genau, was Sandra brauchte.
… Deren Widerstand war zusammengeschmolzen. Sie erwiderte Heinrichs Küsse, dann ging sie zu Alfred und tat dasselbe. Als sie beginnen wollte, sich zu entkleiden, sagte Alfred: „Halt, meine Liebe, lass‘ uns das machen.“
… Was dann folgte, war ein Spiel, das Marco mit Genuss betrachten konnte. Obwohl er trotz seiner jungen Jahre etliches an Erfahrung angesammelt hatte, war das für ihn neu. Alfred und Heinrich zogen langsam und lustvoll Stück für Stück ihrer Kleidung aus. Sie küssten und knutschten und streichelten dabei, was das Zeug hielt. Sandra wurde dabei schnell erregt, kein Wunder, sie wurde das erste Mal seit über vier Monaten wieder sexuell stimuliert. Sie wand sich wollüstig in den Armen der beiden Männer, bis sie schließlich nackt auf eines der Doppelbetten gelegt wurde.
… Alfred streifte sich ein Kondom über, und beugte sich über sie. Willig spreizte sie ihre Beine auseinander, er rutschte, auf seinen Fersen sitzend, dazwischen und zog sie zu sich, bis seine Eichel ihre Pforte berührte. Prüfend fuhren seine Finger in ihren Spalt, offenbar schien sie ziemlich nass zu sein, denn nun legte er sich ihre Beine über seine Schultern und zog sie ganz an sich, sodass sein Schwanz mühelos in ihrer Muschi verschwand.
… Marco konnte zweierlei beobachten. Zum einen sah er die Erregung in Alfreds Gesicht, als dieser Sandra bedächtig zu stoßen begann. Zweifellos wähnte Alfred sich am Ziel der Wünsche, die er schon lange gehabt hatte. Zum anderen erkannte Marco, wie sehr Alfreds Stöße seiner Frau gefielen. Sie versuchte, ihr Becken anzuheben, um ihm noch mehr entgegenzukommen, was ihn dazu veranlasste, seine Bewegungen zu intensivieren und zu verlängern.
… Die beiden Brüder ließen es vorsichtig angehen, das war deutlich zu erkennen. Sie wollten Sandra nicht überfordern. Erst als sie Heinrich zu sich winkte und ihm sagte, dass er ihr seinen Pimmel geben sollte, krabbelte er zu ihrem Kopf auf das Bett. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und begann, ihn zu lutschen.
… Alfred gelang es, ihren ersten Orgasmus auszulösen, ohne selbst zu kommen. Marco sah, wie lustvoll Sandra ihn erlebte, er beendete eine lange Durststrecke. Sie wechselten nun die Plätze und danach noch einmal, bevor sie zum Schluss in ihre Kondome spritzten. Sandra war noch ein zweites Mal gekommen und schien sehr zufrieden.
… Erneut musste Marco die beiden Brüder bewundern. Sie waren schließlich beide fast sechzig, aber sie hatten so agiert, dass sie sich selbst und vor allem Sandra nicht zuviel abverlangten, und sie hatten ihre eigenen Höhepunkte für den Schluss aufbewahrt.
… Sie beendeten ihren Sex so, wie sie ihn begonnen hatten, mit vielen Küssen, Kuscheln und Streicheln. Auf ihren Wunsch hin hatte Sandra zugelassen, dass sie den Inhalt der Kondome in ihren Mund entleerten, und sich lobend über den Geschmack ihrer Samen geäußert. Im Prinzip kannte sie den ja schon vom Sommer her.
… Zum Schluss waren sie dann wieder vollständig bekleidet und saßen bei einem Glas Saft im Speiseraum.
… „Wärst du einverstanden, Sandra“, hob Heinrich an, „wenn wir dich ein bisschen durchs Leben begleiten, dir helfen mit deinem Outfit und dir bei diversen Tätigkeiten unter die Arme greifen, beim Einkaufen zum Beispiel?“
… „Das würdet ihr wirklich tun?“
… „Natürlich. Du hast uns eben sehr glücklich gemacht. So einen schönen Sex hatten wir lange nicht mehr. Wir würden das gerne wiederholen, vielleicht einmal wöchentlich? Dafür werden wir uns um dich kümmern.“
… Marco konnte sehen, um wieviel besser Sandra drauf war als zu Beginn des Abends. Er hörte sie sagen und es schien, als sei ein wenig von ihrem glockenhellen Lachen zu hören: „Sagt mal, ihr beiden, klingt das nicht ein bisschen, als sei ich eure Nutte?“
… „So negativ würde ich das nicht ausdrücken“, lächelte Alfred, „vielleicht wäre ‚Freundin‘ angebrachter oder ‚Kurtisane‘ im positiven Sinn dieses Wortes, eine hochstehende Gesellschafterin?“ Er ging zur Wand, die flächig von einem Bücherregal bedeckt war. „Der Brockhaus sollte hier irgendwo sein.“
… Er suchte eine kurze Weile, dann fand er, was er suchte. „Ah, hier, die Buchstaben ‚Ke‘ bis ‚Ku‘. Hier steht’s. ‚Kurtisane‘, ein Begriff aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Da, Sandra, lies‘ selbst.“
… Er gab ihr das dicke Buch in die Hand und Sandra las den Artikel durch. Als sie fertig war, sah sie die beiden Brüder an und lachte. Marco bemerkte, dass ein klein wenig Aufregung in ihrer Stimme mitschwang, als sie jetzt zu ihnen sagte: „Ich bin also eure Geliebte und stehe für Liebesdienste zur Verfügung und ihr sorgt für mich.“
… „Und? Das trifft’s nicht ganz, aber doch ganz gut.“
… „Aber nur, wenn ich das jederzeit beenden darf. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen wegen Marco. Ich weiß, das wäre nicht notwendig, wir sind ja nicht zusammen, aber es ist nun mal so. Und ich darf auch entscheiden, welche Liebesdienste ich euch anbiete. Alles geht nicht, kann ich mich darauf verlassen?“
… „Natürlich, meine wunderschöne Kurtisane“, grinste Alfred und gab ihr einen Kuss. Da wollte Heinrich nicht nachstehen und tat dasselbe.
… Während Sandra daraufhin lachen musste, erschien eine junge Frau an der Tür: „Verzeihung, wenn ich störe“, sagte sie, aber Karl schickt mich. Er wartet mit der Limousine.“
… „Oh“, machte Heinrich darauf und schmunzelte, „dann dürfen wir ihn keinesfalls warten lassen. Sonst zahlt er uns das heim und fährt nächstens wieder wie ein Wilder. Übrigens, Sandra, das ist Zita, unsere Hausdame. Sie ist daneben auch zuständig für Paulas Garderobe und wird sich um deine kümmern. Lass‘ dich von ihr helfen, sie hat einen untrüglichen Geschmack und wird mit dir einkaufen.“

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Ivy65
Ivy65
1 Jahr zuvor

Hallo Herr Kanzler
Das Beste was hier je gelesen habe. Sehr gut geschrieben. Vielen Dank
Ivy

Kingboy
Kingboy
1 Jahr zuvor

Hi Kanzler, ich bin echt begeistert von deinen Geschichten,habe sogar gesehen wir beide Denken ähnlich über Geschichten, ich Lese sie echt gerne. Freue mich schon auf Kapitel 20

Tom
Tom
1 Jahr zuvor

Die Entwicklung gefällt mir jetzt besser! Danke für die schnelle Entschärfung der Gesamtsituation. Zumindest die Ansätze sind gemacht!
Respekt!

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